berlinmusik
: Krachig, rockig, dadaesk

The Doctorella: „Mondscheinpsychose, Bordsteinrose“ (Bohemian Strawberry / Broken Silence); Record-Release: 25.10 zur „Ich brauche eine Genie“-Gala, 19.30 Uhr, Kantine am Berghain; Kersty Grether liest aus „Bravo Bar“, 11.10., Bar Hier wo du strahlst

Doctorella sind jetzt The Doctorella – was in Anlehnung an all die „The“-Bands, die durch die Popgeschichte geistern, auf den rockigeren Sound ihres dritten Albums verweist. Klang Früheres noch eher nach Chanson-Pop, setzt sich die Band um Sandra und Kersty Grether auf produktive Weise zwischen alle Stühle: Dream-Pop meets Indie-Noise – darin verwebt finden sich erstaunlich eingängige Melodien, wobei Sandra für die etwas krachigeren Songs, etwa das dengelnd mäandernde „Saint White Male“, verantwortlich ist. Und Kersty für die etwas chansonhafteren, etwa „Cliffhanger“. Dessen Text bleibt schön verrätselt und entwickelt trotzdem seinen Sog.

Rumpelig und leicht neben der (Gesangs-)Spur wirken jedoch alle die vielen Register, die das Album aufruft. Neben den Schwestern, die als Autorinnen und Musikerinnen Katalysatorinnen des Popfeminismus deutscher Prägung sind und zudem die Veranstaltungsreihen „Ich brauche eine Genie“ und „Krawalle und Liebe“ hosten, gehört Sascha Rohrberg, der manchmal Bass und manchmal Gitarre spielt, zur Band. Ebenso wie neu dazugekommen der Schlagzeuger Daniel Benyamin; er ist zugleich auch der Produzent des Albums.

„Der Text ist immer noch unsere Party! Lyrisches Empowerment ist uns genau so wichtig wie feministisches“, erzählte Kersty Grether unlängst im taz-Blog „Monarchie & Alltag“. Was nach potenzieller Überfrachtung klingt, erweist sich als zwar durchweg mit Referenzen durchdrungen, dabei aber leichtfüßig und sympathisch dadaesk. Stephanie Grimm