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taz🐾lage

Wackelndes Denkmal

Große Stücke halten sie in Oldenburg auf Edith Ruß (1919–1993), eine ehemalige Sekretärin, Journalistin und Lehrerin. Aber vor allem war sie im Jahr 2000 die Stifterin eines heute den Ruf als Kunststandort mehrenden Hauses für Medienkunst. Zwei Millionen Mark steuerte sie bei – das entspräche heute, inflationsbereinigt, rund 1,9 Millio­nen Euro.

Folgerichtig, dass das Kunsthaus da prominent ihren Namen trägt. Doch das soll sich ändern – und das liegt wesentlich an der taz.

Im Februar hatte die taz nord, die Norddeutschland-Teilausgabe der tageszeitung, erstmals die Leerstelle im Oldenburger Umgang mit der alten Dame problematisiert: Jahrzehntelang hatte Edith Ruß über ihre Mitgliedschaft in der NSDAP gelogen. Im November 1940 stellte sie den Antrag, zum folgenden 1. Januar wurde sie „Parteigenossin“. Wissen konnte das, wer sich die Mühe machte, das Bundesarchiv zu fragen – so wie es Lars Schwarz von der Initiative „Oldenburg transparent“ nach dem taz-Artikel tat.

Was sämt­li­che Verantwortliche in Rathaus und Kunsthaus-Direktion mindestens 20 Jahre lang niedrig gehängt oder gleich ganz ignoriert haben: Es ist nun belegt durch eine frische Studie der His­to­ri­ke­r:in­nen Mareike Witkowski und ­Joachim Tautz. Beauftragt worden war die, eben, infolge der taz-Berichterstattung. Und Ende vergangener Woche hat SPD-Bürgermeister und Kultur­dezernent ­Ulrich Krogmann angekündigt: Der Name „Edith Ruß“ soll runter vom oldenburgischen „Haus für Medienkunst“.

Alexander Diehl

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