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Wenn Autos schwebende Anmut gewinnen

Schiller würde bestimmt sentimentalisch, müsste er in Hannover durch die nach ihm benannte Straße laufen. Sie ist laut Lokalzeitung „ein Autoabstell- und -durchfahrtsraum“, was sich ändern soll. Wie im Vorgriff darauf bilden nun vier Abschleppfahrzeuge einen Stau vor Nummer 29.

Zwar sind hier Parktaschen schräg zum Bürgersteig markiert. Aber ein Halteverbotsschild macht die seit 16.30 Uhr am 20. 9. ungültig, und jetzt ist es 17.58 Uhr. Es muss Platz geschaffen werden: Ein Sportartikelhersteller hat die Stadt an diesem Abend für seinen Werbelauf gekauft. Handys filmen, wie der Mann aus dem ersten gelben Laster behutsam, aber entschieden, das Hebegeschirr am Unterboden des Audi A8 verankert. Der Kranmotor stöhnt, die Gurte straffen sich, der Wagen hebt ab, schwankend, fast anmutig. In der Luft muss er parallel zum Kranwagen ausgerichtet werden. Dann schwebt er, sanft von den arbeitsbehandschuhten Händen getrieben, wie ein unsicheres Jungtier, nach rechts, um sich auf der Ladeflächen niederzulassen. Fertig. Eine verlegene Stille tritt ein. Niemand gehorcht dem Impuls zu klatschen. Und ein Anflug von Schadenfreude ist deutlich zu spüren. Benno Schirrmeister

Hannover-Mitte

ist bewohnt von 38.270 Menschen. Die Schillerstraße liegt in dem Viertel, das Hofarchitekt Georg Laves als Ernst-August-Stadt in den 1840ern durchgeformt hatte, wovon außer der Wegführungen nach 1945 indes wenig übrig war.

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