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Wenn sich die Natur meldet (und kein Klo daist)

Ein lauschiger Campingplatz im Münsterland. Hecken, Wiesen, sonst nichts, nur Stellplätze. Nicht mal ein Klo. Die Spätsommersonne geht früh unter und es wird erstaunlich kalt. Ich bin blasenentzündungsgefährdet und will deshalb nicht draußen pinkeln. Müsste aber noch, bevor ich ins Dachzelt steige.

Auf der anderen Seite der Straße gibt es einen großen Friedhof. Friedhöfe haben Klos. Friedhöfe sind allerdings sehr dunkel, es gibt keine Laternen. Warum auch? Unter anderem deshalb ist hier die Natur so lebendig wie sonst fast nirgends. Erst recht nachts.

Da fliegen Fledermäuse, Nachtfalter und Käuzchen um uns herum. Eine Ringelnatter räkelt sich im Restlicht auf dem noch sonnenwarmen Pflaster. Und ein Igel schlägt auf der Wiese Purzelbäume, statt sich einzurollen.

All die Tiere rechnen nicht mehr mit Besuch. Es ist wie im Paradies. Ich weiß das – erlebt habe ich es nie. Das eine schließt das andere aus. Wären immer nachts Menschen da, wären die nachtaktiven Tiere nicht so unbefangen.

Der Wohn­mobil­stellplatz Lauheide liegt direkt gegenüber des Waldfriedhofs Lauheide – das ist mit über 35.000 Gräbern der größte Friedhof der westfälischen Stadt Münster und auch bei Tageslicht einen Besuch wert.

Für das einzigartige Naturerlebnis bin ich meiner empfindlichen Blase dann doch sehr dankbar. Sigrid Tinz