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was le­se­r:in­nen sagen„Ich nehme meine Kündigung zurück“

Nein, wir wünschten keinen automatischen Applaus zu unserer Seitenwende, also dem Verzicht auf die papierne Form der taz werktags. Sondern Debatte und auch die Äußerung von, in gewisser Weise, Trauer. Die taz ist nun einmal als klassische Zeitung gestartet und ein Teil unserer LeserInnen möchte am liebsten, dass ihre Zeitung so bleibt, wie sie ist.

Auf der taz-Genossenschaftsversammlung – und in den Tagen darauf – erreichten uns nur zu verständliche Mails, in denen auch die nicht so freudigen Gefühle ob der Einstellung der taz als Papierzeitung von Montag bis Freitag zum Ausdruck kamen. Die Vielfalt der Zuschriften: großartig. Wehmütig, traurig, manchmal auch zornig. Aber die allermeisten kündigten an, die publizistisch-ökonomischen Zwänge, denen auch die taz ausgesetzt ist, zu akzeptieren. Dieter Breitbach, nur einer von vielen, schrieb uns: „Liebe taz, angesichts der bedrohlichen innenpolitischen Lage nehme ich hiermit meine Kündigung zurück. Kritische Medien müssen unterstützt werden – auch wenn sie einem nicht mehr gefallen.“

Und Rolf Brombach formulierte deutlich: „Ich werde natürlich die Mehrheitsentscheidung mittragen, als Demokrat; glücklich bin ich, als glühender Print-Verehrer, n i c h t.“ (Die gesperrten und hervorgehobenen Buchstaben befinden sich so auch im Original.)

Eine andere, die ihren Namen für sich behalten möchte, meinte: „Eine Papierausgabe der taz auf dem Küchen- und dann Wohnzimmertisch sichtbar liegen zu haben, ist so beruhigend und wichtig für uns. Immerhin aber werden wir als Papierausgabe die wochentaz sieben Tage pflegen und vor uns haben. Das tröstet.“

In Trauer ist auch eine Leserin aus dem Ruhrgebiet, die am letzten Wochenende bei der Genossenschaftsversammlung in Berlin nicht vor Ort dabei sein konnte. Dafür schaltete sie sich digital zu und bejahte die „Seitenwende“ in der hybrid stattfindenden Abstimmung. Dennoch: „Es ist so viel anders geworden, und die taz muss sich ja auch wandeln, um am Leben zu bleiben. In Zeiten des Rechtsrucks wollen wir nicht untreu werden.“ Jan Feddersen

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