Neue Serie über toxische Modewelt: Rebellische Mode

Die Serie „La Maison“ erzählt von einer jungen Designerin, die plötzlich eine Haute-Couture-Firma leitet und die Pariser Modewelt aufmischt.

Eine elegant gekleidete Frau sitzt an einem Schreibtisch.

Führt ihren Modekonzern mit eiserner Hand: Diane Rovel (Carole Bouquet) Foto: Apple TV+

Als der gefeierte Pariser Modemacher Vincent Ledu (Lambert Wilson) eine Auseinandersetzung mit einer zahlungskräftigen Kundin hat, die mit seinem Entwurf für ein Haute-Couture-Kleid unzufrieden ist, kennt seine Wut keine Grenzen. Gegenüber seiner Mitarbeiterin Perle Foster (Amira Casar) lässt er später seinem Frust freien Lauf.

Dabei zieht Vincent Ledu in einer rassistischen Hasstirade über die aus China stammende Kundin her und wird heimlich von einer Angestellten gefilmt. Das Video geht viral online und sorgt natürlich für Empörung. Der Schaden für die letzte in Familienbesitz befindliche Pariser Modemarke ist enorm.

Die zehnteilige Apple-TV+-Serie „La Maison“ entführt die Zuschauer in die Welt der Pariser Modewelt voll familiärer Konflikte und unternehmerischer Grabenkämpfe, die überraschend politisch sind. Der prominente Vincent Ledu versucht sich in einer Talkshow zu entschuldigen, macht aber alles nur noch schlimmer, da er sich im Stil des verfolgten alten weißen Mannes als Opfer einer Kampagne wähnt, anstatt seinen Fehler eingestehen zu können.

Das in die Jahre gekommene Ausnahmemodetalent ist nicht mehr tragbar, soll sich zurückziehen und versucht alles, um das zu verhindern.

„La Maison“, ab sofort auf Apple TV+

Das unter Druck stehende Modehaus soll daraufhin durch die neue Artdirectorin, Paloma Castel (Zita Hanrot), gerettet werden. Die junge, nichtweiße Modemacherin, die mit ihrer Geliebten Ye (Ji-Min Park) gerade von Berlin nach Paris gezogen ist, mischt an der Seine die Modeszene mit ihren Kollektionen auf. Paloma ist feministisch, antirassistisch und produziert nachhaltige Haute Couture, die in Guerilla-artigen Performances einem verblüfften Publikum präsentiert werden.

„La Maison“ erzählt das spannend, schnell und bildgewaltig. Die Serie dürfte daher auch für Zuschauer faszinierend sein, die sich sonst nicht für Mode interessieren. Im Serienbereich boomt die Modewelt dieses Jahr.

Disney wartet mit „Cristobal Balenciaga“ und „Becoming Karl Lagerfeld“ auf, bei Apple gibt es mit „The New Look“ auch einen Zehnteiler über Christian Dior.

Abhängigkeiten, Loyalität, Ausgrenzung, Eifersüchteleien

Im Gegensatz zu diesen der Realität verpflichteten Biopic-Serien ist „La Maison“ fiktional. Das erlaubt den Machern der Serie, die Handlung über Mode, knallharte Unternehmenspolitik und luxuriösen Reichtum ungemein zuzuspitzen. Was dabei herauskommt, ist eine Mischung aus „Der Teufel trägt Prada“, „Dallas“ und „Game of Thrones“.

Zwischen der jungen Paloma und dem alten Vincent kommt es zum Konflikt, nicht zuletzt auch, weil der verstorbene Vater der jungen Modemacherin der langjährige Geliebte von Vincent war.

Welche Stellung steht ihr in dem Unternehmen zu? Welche Rolle spielt das künstlerische Erbe ihres Vaters? Wie wird in dem Familienunternehmen künstlerische Arbeit für die Firma in Wert gesetzt und letztlich enteignet?

Im großen Konkurrenzkrieg mit der Marke Rovel, die keinen so klangvollen Namen und keine strahlende Geschichte hat wie Ledu, aber über deutlich mehr Kapital verfügt, entzweit sich die ganze Familie.

Es geht um Abhängigkeiten, Loyalität, Ausgrenzung, Eifersüchteleien, Begehren und harten Konkurrenzkampf. Alle Beziehungen, egal ob familiär oder romantisch, sind unternehmenspolitischen und finanziellen Überlegungen unterworfen.

Am Ende kommt es zum großen Showdown zwischen dem Familienunternehmen Ledu und dem Konzern Rovel, die ihren Krieg auch über die Medien führen.

„Sorg dafür, dass dieser linke Mist aus dem Internet verschwindet“, herrscht Diane Rovel (Carole Bouquet) ihre Mitarbeiterin an, als die Presse negativ über den Konzern berichtet. Währenddessen stinkt Paloma Castel mit Inspiration und rebellischer Mode gegen das große Kapital an.

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