50 Minuten Plattitüden

Marijke Amado, Jeanette Biedermann und Aminata Belli tratschen künftig täglich in der ARD über Liebe und Co. Eine gelungene Renaissance des Nachmittagsfernsehens

Drei Generationen in einer Show: Moderatorinnen Marijke Amado, Aminata Belli und Jeanette Biedermann (v. l. n. r) Foto: Hubertus Huvermann/WDR

Von Carolina Schwarz

Als Teenager folgten meine Tage einem festen Ablauf: Schule, Mittagessen und dann vor den Fernseher. Egal ob „taff“, „Mitten im Leben“, „Richterin Barbara Salesch“, „Die Abschlussklasse“ oder diverse Realityshows auf MTV – allein um an nächsten Tag mitreden zu können, musste man einschalten.

Das Nachmittagsfernsehen der 00er Jahre prägte eine Generation. Diese Zeiten sind lange vorbei: Youtube und Social Media haben die Nachmittagsunterhaltung der Schulkinder übernommen. Vermutlich sind die Einzigen, die heute noch das Nachmittagsprogramm im linearen Fernsehen verfolgen, Rentner_innen.

Es ist also mutig von der ARD, dass sie ihre neue Lifestyle-Talkshow für alle Generationen um 16.10 Uhr laufen lassen. Dabei dürfte die Auswahl der Hosts gerade Menschen meiner Generation nostalgisch werden lassen. Von Montag bis Freitag besprechen seit dieser Woche die Moderatorin Aminata Belli, Marijke Amado (Ja, die von der „Mini Playback Show“) und Jeanette Biedermann (Ja, die von „GZSZ“) alles rund um Liebe, Alltagssorgen und Gossip.

Fast ein wenig wahllos wirkt die Zusammensetzung, doch wenn Amado (geboren in den 50ern), Biedermann (geboren in den 80ern) und Belli (geboren in den 90ern) gemeinsam über den Erbstreit bei den Messners (War früher mehr Familie?) oder den neuen Liebhaber von Madonna (Ist sie zu alt für ihn?) diskutieren, merkt man schnell, wie gut sie harmonieren. Obwohl es den beiden Jüngeren manchmal noch etwas schwer fällt, gegen die 70-jährige Fernsehikone Amado anzukommen.

Zu den dreien gesellt sich in jeder Folge ein Gast in das Studio, das aussieht wie eine Sims-Version von einem Landhaus, von dem man auf eine unendliche Tulpenwiese mit weißen Schmetterling blickt. In der ersten Folge muss Moderator, Schauspieler und Autor Jochen Schropp nicht nur über Promi-News, sondern auch über den Beautytrend Vitamincocktails per Infusion diskutieren und Peinlichkeiten der drei Hosts erraten. Doch er schlägt sich gut, genau wie die zweite Gästin Dia­na Körner, die mit ihren 80 Jahren Lebenserfahrung von ihren Dating-Erlebnissen am Set und gesunder Ernährung erzählt.

Am Ende entstehen jeweils 50 Minuten voll mit Plattitüden: „Liebe kennt kein Alter“, „Es ist wichtig mit der Familie in Kontakt zu bleiben“ oder „Gegen das Altern hilft offen, neugierig und interessiert bleiben.“ Es ist alles wahnsinnig belanglos. Genau so wie Nachmittagsfernsehen sein soll.

Politische Zwischentöne gibt es trotz allem. Beispielsweise immer dann, wenn die drei von ihren Erfahrungen als Frauen im Fernsehbusiness erzählen inklusiver abwertender Kommentaren zu ihrem Alter oder Aussehen.

Die Gästin Diana Körner erzählt mit ihren 80 Jahren Lebenserfahrung von Dating-Erlebnissen am Set

Dass die Talkrunde der drei so einen Stellenwert erreicht, wie früher Brit oder Arabella, ist zweifelhaft. Was nicht der Gestaltung, sondern dem Format an sich geschuldet ist. Doch vielleicht ist sie für den ein oder die andere mal Grund, früher Feierabend zu machen (auch wenn sie natürlich rund um die Uhr in der Mediathek zum Streamen bereitsteht).

Das Leben mit Nachmittagsfernsehen war doch ein schönes. Doch zuerst muss es die ARD fest in ihr Programm verankern. Bislang sind nur 10 Folgen geplant, also zwei Wochen.

Amado, Belli, Biedermann – Drei Generationen. Ein Talk“, täglich ab 16.10 Uhr, ARD und in der ARD-Mediathek