wortwechsel: Von der Hoffnung, die nicht trügt
Leserinnen und Leser thematisieren inklusive Verteidigungsmittel im Zusammenhang mit der Ukraine; es geht um mögliche „Putin-Versteher“ und um eine Haltung zum BSW
Regierungspartner?
„CDU und BSW müssen zusammenarbeiten, um die AfD von der Macht fernzuhalten“,
wochentaz vom 7. – 13. 9. 24
Sie erkennen, dass die BSW-Spitze gerade rhetorisch abrüstet, Herr Reinecke: Aus „Keine Waffen für die Ukraine“ wird „Mehr Diplomatie“. Sie hinterlassen bei mir den Eindruck, dass Sie das BSW am Ende doch für einen ernstzunehmenden Partner in einer Regierung ansehen.
Warum verkneifen Sie sich nicht so plakative Worte wie Putin-Anhänger, wenn es um das BSW geht? Die BSW-Leute sind weder das eine noch das andere, sie wollen nur, dass man Putin als die Person erkennt, mit der man sich um Verhandlungen bemühen muss, der man mit aller Diplomatie eventuell ein Angebot machen muss, mit der man die geopolitischen Interessen ausgleichen muss, eventuell unter Vermittlung Dritter. Dass Putin an Verhandlungen kein Interesse hätte, halte ich für westliche Propaganda. Sie sprechen am Ende für eine Regierung aus CDU, BSW und SPD und verteidigen diese Option ausdrücklich, nicht ohne die Hoffnung, dass das doch gutgeht. Ich würde mir wünschen, dass Ihre Hoffnung am Ende nicht trügt.
Ulrich Varwig, Duisburg
Wirkmächtigkeit
wochentaz vom 17. – 23.8. 24
Ich fand den Artikel sehr interessant und stimme ihm in vielen Punkten zu. Allerdings kommen Leon Holly und ich zu anderen Schlüssen, beziehungsweise finde ich, Herr Holly hat stellenweise zu kurz gedacht. Wenn ich mit Waffengewalt versuche, ein Land zu schützen, wird eine wichtige Sache vergessen: Menschen, die nicht fliehen können, können sich auch nicht an einer waffenbasierten Verteidigung beteiligen. Das Bedürfnis nach Wirkmächtigkeit und Handlungsmacht besteht aber trotzdem und sollte ernst genommen werden. Sonst hat die solidarische Haltung „Ich bleibe hier und schütze diejenigen, die es nicht selbst können“ einen unschönen paternalistischen Beigeschmack für mich: „Bleibt ihr mal schön hier, wir machen das schon.“ Verteidigungskonzepte, die auf anderen Methoden als Waffengewalt beruhen, sind weitaus inklusiver und können die Erfahrungen alter Menschen und von Menschen mit Fluchterfahrung, besser auffangen und den Blick sensibilisieren, für die Gruppen, die sonst „durchs Raster fallen“ würden.
Nele Anslinger, Göttingen
Wille zur Macht
„Letztes Mittel gegen die AfD“,
wochentaz vom 7. – 13. 9. 24
Ich glaube nicht, dass derartige Koalitionen mit Partnern, die sehr stark unterschiedliche politische Einstellungen und Ziele haben, funktionieren können. Das fängt schon bei der Kombination CDU–BSW an. Merz, Günther und Kretschmer mögen das vielleicht aus taktischen Gründen gut finden, aber wie erklärt man das den Parteimitgliedern an der Basis? Die fragen natürlich: „Warum ist das BSW erlaubt, und die AfD nicht?“ Worauf es schon keine klare Antwort gibt. Und schließlich zeigt doch gerade die Ampel was passiert, wenn Parteien koalieren, die nur durch den Willen zur Macht zusammengehalten werden. Alles Wasser auf die Mühlen der AfD.
Gerald Müller auf taz.de
Schaden und Nutzen
wochentaz vom 3. – 9. 8. 24
Es ist unbestritten, dass Fliegen die umweltschädlichste Art ist, sich fortzubewegen. Trotzdem geht es immer auch um eine Abwägung von Schaden und Nutzen. Die Energie-/Verkehrswende muss auf vielen Ebenen umgesetzt werden. Die taz ermöglicht mit ihren „Reisen in die Zivilgesellschaft“ den Austausch mit Journalisten/innen, Politiker/ innen und Kulturschaffenden, Akitivisten /innen, die sich unter schwierigsten Bedingungen mutig für Demokratie, Menschenrechte, Umweltschutz einsetzen. Diese Menschen haben uns bei unseren Reisen auf den Balkan mit Erich Rathfelder sehr beeindruckt. Wie durch ein Brennglas haben sie uns sensibilisiert gegen das Vergessen des Genozids in Srzebrenica, die Bedeutung der Balkanländer für Europa an der Nahtstelle zwischen Ost und West, die Gefahr des Erstarkens der rechtsextremen Nationalisten in Deutschland. Die „Taz/Reisen in die Zivilgesellschaft“ sind eine großartige Sache und sollten in jedem Fall weiterhin möglich sein, auch wenn einige konkrete Ziele nur mit dem Flugzeug erreichbar sind.
Vera Boser und Dieter Blase, Nürnberg
Westbindung der CDU
„Dann muss die CDU in die Opposition“,
wochentaz vom 7. – 13. 9. 24
Mir fallen hier zwei Sätze auf, die mich irritieren: „Westbindung, eine starke Europäische Union, Menschenrechte, soziale Marktwirtschaft und eben auch einen Umgang miteinander, der nicht populistisch sein soll“ sei das, wofür die CDU stehen würde. In der Union werden unter anderem durch Carsten Linnemann, Jens Spahn, Friedrich Merz, Markus Söder immer wieder populistische bis rassistische Töne laut. Soziale Marktwirtschaft bedeutet für das aktuelle Präsidium einen sozialen Kahlschlag, der bei den aktuellen Kräfteverhältnissen zu einer Stärkung der AfD führt. Ich frage mich, warum Rupert Polenz nicht darauf angesprochen wird.
Piratenpunk auf taz.de
Transatlantikertum
„Dann muss die CDU in die Opposition“,
wochentaz vom 7. – 13. 9. 24
Mir wäre nicht bekannt, dass das BSW gegen Menschenrechte und soziale Marktwirtschaft stände; es steht auch nicht gegen die EU, sondern fordert im Gegenteil eine Stärkung der EU als eigenständiger Akteur (dass das mit Kritik an einzelnen Defiziten der EU einhergeht, ist kein Widerspruch – im Gegenteil). Insofern ist auch der Vorwurf der Westbindung unpräzise: Denn von dieser distanziert sich das BSW nur dann, wenn man unter Westbindung rigoroses Transatlantikertum versteht. Solche Einlassungen sind ärgerlich, weil sie auf ein Defizit deutscher Diskussionskultur verweisen: Man kümmert sich nicht mehr darum, was andere eigentlich sagen, sondern beschränkt sich darauf, sie als Feinde zu markieren.
O.F. auf taz.de
Zuwendung
wochentaz vom 31. 8. – 6. 9. 24
Danke für die Aufmachung und die Titelseite zu Solingen. Es tat gut festzustellen, dass die taz vor Ort war. Als ehemalige Solingerin – noch mit familiäre Anbindung und Freundschaften in Solingen – stärkte mich diese Unterstützung. Die betroffenen Menschen brauchen unsere Zuwendung.
Agnes Groschke-Faruß, Neuss
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