: Cometenhafter Aufstieg
Jetzt ganz neu: Neue Partei in Brandenburg schafft es erfolgreich noch auf die Wahlzettel
Potsdam pept, nein, bebt. Eine politische Sensation erschütterte am Donnerstag die brandenburgische Landeshauptstadt samt ihrem so kitschig wie historisierend wieder hochgezogenen Landtag. Dass am 22. September 2024 die für die bundesdeutsche Demokratie dritte desaströse Ostwahl in diesem Jahr stattfindet, ist nun wahrlich kein Spektakel mehr, sondern eben schlicht ein: Desaster.
Nein, die Sensation ist eine andere. Was der Landeswahlleiter, der gebürtige Kölner Josef Alaaf Nußbaum, der im Schatten hoher Bäume im Park Sanssouci versammelten lokalen, regionalen, nationalen und internationalen Presse mitteilte, birgt gigantischen gesellschaftlichen Zündstoff.
Die neue Partei „comet“ mit kleinem Juli Zeh geschrieben wie „c“, hat es von der restlichen Politik unbemerkt auf die brandenburgischen Wahlzettel geschafft. Doch wie bloß? Nun, nach massig Mund-zu-Mund-Propaganda und sehr Stiller Post sowie gänzlich ohne soziale Medien hat comet, das für die ebenso hochkarätige wie sinnfreie und schlagkräftige Abkürzung „camp ohne mist echt toll!“ steht, es dank irgendeines strippenziehenden Bürovorstehers in der Landeswahlzettelleitung jetzt auch noch auf den Zettel gewuppt.
„Aber warum mit ‚c‘ wie kleiner Zeh? Und warum ‚camp‘?“, fragen wir als Wahrheit-Vertreter auf der Potsdamer Pressekonferenz.
„‚Wegen camp wie gemeinschaft‘, habe ich mir von den nigelnagelneuen Parteimitgliedern sagen lassen“, wird uns von Wahl-Impressario Josef Alaaf Nußbaum beschieden. „Aber das ergibt doch alles keinen Sinn“, rufen wir kopfschüttelnd in die versammelten Medien hinein. „Si, si, doch, doch!“, ruft ein faschoerfahrener Kollege aus Italien zurück.
Und übrigens: Die comet-Partei kommt, ohne dass sich irgendwo ein Wahlprogramm findet, aus dem Prognosestand von Donnerstag auf die absolute Mehrheit in Brandenburg. Chapeau dem Wahnsinn!
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen