Trickdieb-Erfahrung in Istanbul: Der falsche Ehemann

Der Juwelier meinte, es wäre keine gute Idee, wenn meine Frau mit dicken goldenen Armreifen in Istanbul rumläuft. Er hatte leider Recht.

Hier irgendwo muss es passiert sein: der Große Basar von Istanbul Foto: dpa | Lefteris Pitarakis

Meine Frau schleppt mich in Istanbul zu einem Juwelier und zwingt mich, fünf dicke, goldene Armreifen zu kaufen – für sie natürlich! Selbst der Juwelier sieht sich gezwungen, uns zu warnen: „Passen Sie gut auf, meine Dame, in Istanbul sind in letzter Zeit viele Frauen auf offener Straße ausgeraubt worden. Wegen dieser fünf kostbaren Stücke würden die Gauner Ihnen beide Arme abreißen!“

„Eminanim, trag doch alles an einem Arm, damit du wenigstens den anderen Arm retten kannst“, scherze ich, um meine Frau zu beruhigen. „Das nützt nichts! Diese schamlosen Diebe würden Ihrer Frau trotzdem beide Arme abreißen, damit sie sich nicht wehren kann“, insistiert der Juwelier.

„Was meinen Sie, warum ich überall meinen starken Mann Osman mitnehme“, lächelt Eminanim. – „Meine Dame, diese Gauner haben so viele hinterhältige Tricks auf Lager, dass ein ahnungsloser Deutschling mit so einer dicken Wampe keine Chance gegen sie hat“, antwortet der Kerl wenig schmeichelhaft.

Kaum sind wir aus dem Basar raus, hebt Eminanim plötzlich den linken Arm hoch, spielt die Fremdenführerin und ruft: „Meine Damen und Herren, das, was Sie hier sehen, ist das berühmte Goldene Horn von Istanbul.“– „Eminanim,­ du kannst deinen Arm ruhig ­runternehmen. Ich weiß, dass du damit nur deine neuen Klunker zeigen willst.“

Meine Frau Eminanim ist völlig geschockt und kriegt keinen Ton heraus

Plötzlich brüllt ein wildfremder Mann Eminanim an: „Frau, wie oft habe ich dir gesagt, du sollst nicht mit so vielen teuren Armreifen auf der Straße rumlaufen? Weißt du nicht, dass überall Verbrecher rumlauern?“

Eminanim ist völlig geschockt und kriegt keinen Ton heraus. „ Hey, Sie! Sie täuschen sich, das ist meine Frau“, rufe ich und versuche das Missverständnis aufzuklären.

„Mischen Sie sich nicht ein, Sie Penner! Ich werde wohl wissen, wie meine Frau aussieht, schließlich sind wir seit 30 Jahren verheiratet“, schreit der Kerl mich an.

„Nein, ich bin ihr Ehemann, ich weiß sogar, wie viel Übergewicht sie hat“, brülle ich zurück und versuche mit so viel Insiderwissen als großer Kenner Eminanims dazustehen.

„Diese Dame hat doch kein Gramm Übergewicht, das sieht man doch! Fragen Sie sie doch selbst, wer ihr Ehemann ist“, ruft der fremde Kerl. „Sie, Sie, Sie“, stottert Eminanim kreidebleich im Gesicht. Ich glaube, es war ein Fehler, mitten in Istanbul ihr Übergewicht zu erwähnen.

„Leute, ihr habt gehört, ich bin ihr Ehemann“, brüllt der Mann – und im gleichen Moment stülpt er über Eminanims Arm eine Damenstrumpfhose und zieht mit einem Ruck alle Armreifen herunter. Das sauteure Gold landet direkt in dieser Strumpfhose. „Sie, Sie sind nicht mein Ehemann, sie sind ein Dieb“, findet Eminanim endlich ihre Sprache wieder. Zu spät. Der Dieb ist bereits um die Ecke geflitzt!

Meine Frau plumpst wie ein Sack Kartoffeln auf den Boden. „Eminanim, mach dir keine Sorgen, der blöde Juwelier hat doch Unrecht gehabt. Du hast bei diesem Raub nicht mal einen Arm verloren!“

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