Endlose Geschichte ums SEZ: Als Spaßbad wiedereröffnen

Eine Demonstration fordert „SEZ für alle“. Initiativen wenden sich damit gegen den Abriss des Sport- und Erholungszentrums aus DDR-Zeiten.

Lange her: eine Aufnahme von 2013, als man im SEZ tatsächlich noch Sport treiben konnte Foto: dpa/Florian Schuh

Berlin taz | Karl-Heinz Wendorff ist für das heiße Wetter am Sonntag mit seinem Jogginganzug etwas unpassend gekleidet. Offensichtlich spielt er mit diesem Look auf seinen einstigen Job zu DDR-Zeiten als Hausmoderator im Sport- und Freizeitzentrum SEZ in Friedrichshain an. Sein Gymnastikprogramm „Medizin nach Noten“ regte jahrelang das Publikum des größten Bäder- und Erholungskomplexes der DDR zur körperlichen Ertüchtigung an.

Bei der Demo unter dem Motto „SEZ für alle“, die rund ums heruntergekommene Gebäude und durch den benachbarten Volkspark Friedrichshain zieht, lässt er jedoch keinen der Demonstrierenden zu Übungen antreten. Er singt „Über sieben Brücken musst du gehn“, einen der größten Hits der DDR – und etwa 150 Menschen stimmen ein. Sie sind gekommen, um gegen die Pläne des Senats zu demonstrieren, das SEZ abzureißen und mit Wohnungen und einer Schule zu bebauen.

Nach endlosem Gezerre und gerichtlichen Auseinandersetzungen zwischen Senat und SEZ-Betreiber Rainer Löhnitz hat der Bundesgerichtshof in einem finalen Entschluss Ende 2023 bestimmt: Der Leipziger Investor muss das SEZ, das ihm Anfang der Nullerjahre für einen symbolischen Euro übertragen wurde, an das Land Berlin zurückgeben.

Löhnitz „weigert sich aber weiterhin, die rechtskräftigen Entscheidungen zu akzeptieren. Ein Gerichtsvollzieher ist beauftragt, den Zugang zum Gebäude zu verschaffen“, teilt ein Sprecher der Senatsverwaltung für Finanzen auf Anfrage mit.

Ein „Glücksritter“

Carl Waßmuth vom Verein „Gemeingut in BürgerInnenhand“ nennt Löhnitz im Gespräch mit der taz einen „Glücksritter“, der „Berlin einen großen Schaden zugefügt“ habe. Doch wenn dann irgendwann die Schlüssel für das SEZ wieder in der Hand der Stadt sein sollten, verlangen sein Verein und weitere Initiativen, die die Demo organisiert haben, dass das SEZ nicht verschwinden soll, sondern von der öffentlichen Hand als Spaßbad weiterbetrieben wird.

Das runtergewirtschaftete SEZ retten zu wollen, das inzwischen nur noch für Yoga und von einem Technoclub genutzt wird, sei keine Fantasterei, findet Waßmuth, der als Bauingenieur arbeitet und das Gebäude mehrfach von innen inspizieren konnte, wie er sagt. „Der äußere Anschein trügt“, die Grundstruktur des SEZ sei in einem guten Zustand. 30 Millionen, schätzt er, würde eine Instandhaltung kosten.

Der Zusammenschluss von Initiativen, die nicht wollen, dass ein weiteres Baudenkmal der DDR abgerissen wird, auch aus ökologischen Gründen, gewinne derzeit an Zuspruch und habe „große Erfolgsaussichten“. Er glaubt, es werde für die Bewegung folgendermaßen ablaufen: „Am Anfang wird man belächelt, dann bekämpft, dann gewinnt man.“

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