leibesübungInnen
: Breite Schultern sind okay

Rugbyspielerin Ilona Maher zieht sich im Magazin „Sports Illustrated“ aus und dann viel Zustimmung an

Ilona Maher hat bei den Olympischen Spielen in Paris für die USA die historische erste Medaille im 7er-Rugby gewonnen: Gegen Australien holte ihr Team Bronze. Der sportliche Erfolg ist aber längst nur noch ein Aspekt, wieso die 28-Jährige im Fokus der Öffentlichkeit steht.

Aktuell ist sie Covermodel der digitalen September-Ausgabe von Sports Illustrated Swimsuit. Wie intensiv die Reaktionen aufs Titelbild im knappen Bikini sind, erzählt Mahers Geschichte im Kleinen: Ihr Körper unterscheidet sich von jenen, die gewohnheitsmäßig solche Magazine zieren. Doch sie schert sich nicht um Konvention. Wie sie ihren Körper präsentiert, hat dazu geführt, dass die Öffentlichkeit nicht genug davon bekommt.

Maher, die als 17-Jährige mit Rugby angefangen hat, gehört seit 2018 zum Nationalteam, Paris waren ihre zweiten Olympischen Spiele. Bereits 2021 in Tokio machte sie nicht nur sportlich auf sich aufmerksam, sondern auch mit Videos in sozialen Medien. Bald geht es darin um ihre breiten Schultern, Gewicht und darum, wie Sport ihren Körper geformt hat und ihn so zu lieben, wie er nun mal ist. Dieses Erleben ist geprägt von der gesellschaftlichen Erwartung daran, wie Frauen auszusehen haben, um als weiblich zu gelten, aber auch: wie viel Raum sie einnehmen dürfen. Wer breit ist, kann sich schlechter kleinmachen. Maher zieht Blicke auf sich, ist raumgreifend.

Und ihre Erfahrung spiegelt die hartnäckige Vorstellung, Athletinnen müssten dünn sein, Bewegung, speziell Erfolg damit, setze eine bestimmte Art Körper voraus: Vorurteile, die gesellschaftlich tief verankert sind. Maher begegnet ihnen mit einer Liebeserklärung an breite Schultern, humorvollem Umgang mit Anfeindungen und ihrem Erfolg.

Sie wird zu dem Vorbild, das ihr selbst gefehlt hat. Unter ihren Beiträgen tummeln sich Frauen, die sich haben einreden lassen, ihre Körper seien nicht weiblich genug, um als schön zu gelten. Die erzählen, wie die Rugbyspielerin ihnen geholfen hat, sich selbst anzunehmen und bejubeln sie als Vorbild, das eine große Lücke füllt.

In ihrer selbstbewussten Offenheit ist Maher ein Phänomen, für das bei diesen Olympischen Spielen zudem die Zeit reif war. Die zahlenmäßige Geschlechterparität hat sich zu selten in der Berichterstattung niedergeschlagen. Maher hat sich auch medial Räume erobert – und zugleich Platz gemacht für Mädchen und Frauen, die sich dank ihr repräsentiert fühlen. Mara Pfeiffer