Gold für deutsche Basketballerinnen: „Die perfekte Gemeinschaft“

Im Finale gegen Spanien lassen sich die deutschen 3x3-Basketballerinnen von nichts beirren. Die Frauen gewinnen erstmals eine Medaille im Basketball.

Die heraus­ragende Deutsche Sonja Greinacher erzielt einen Korb

PARIS taz | Erst mal haben sie nichts gesagt. Die deutschen Basketballerinnen hatten gerade das Finale des olympischen 3x3-Turniers gewonnen und bildeten noch einmal einen Kreis, wie um sich einzuschwören auf das, was kommen würde – die Siegerehrung, die Siegerinterviews, die Party nach dem schier unfassbaren Erfolg und das Foto mit Deutschlands Basketball­ikone Dirk Nowitzki, der gekommen war, um die Deutschen zu unterstützen.

Sonja Greinacher erzählte nach dem 17:16-Erfolg gegen Spanien von den ersten Minuten. Sprachlos waren sie also zunächst. „Das musste erst einen Moment sacken.“ Dann hätten sie sich gegenseitig versichert, wie stolz sie aufeinander sein können und wie froh, dass sie sich gefunden haben.

„Das war doch mal ein schöner Abend“, meinte viel später Ingo Weiß, der Präsident des Deutschen Basketball-Bundes, als das Team auf dem Weg ins Deutsche Haus zum Feiern abgeholt war und die letzten Fans die Anlage auf der Place de la Concorde verlassen hatten. Er wies darauf hin, dass da etwas Historisches geschehen war in der Stahlgerüstschüssel, die die Olympiaorganisatoren auf historischen Grund mitten in der Stadt gestellt hatten.

Im Basketball hatte noch nie in der Geschichte ein deutsches Team eine Medaille gewonnen. Svenja Brunckhorst, eine der Triumphatorinnen dieses Abends, war besonders stolz darauf, dass es Frauen waren, denen das gelungen ist.

Jetzt hofft sie, dass sie und ihre Kolleginnen zum Vorbild werden für viele Mädchen und Jungs. Ob’s klappt, wird sie an führender Stelle beobachten können. Sie arbeitet ja bei Alba Berlin, dem deutschen Meister in der traditionellen Fünfervari­an­te des Basketballs, als Koordinatorin für den weiblichen Nachwuchs. Seit Sommer 2023 schon. Eigentlich. Denn für den Traum von Olympia hat sie viel Zeit investieren müssen. Will sie wirklich aufhören mit dem Basketballspielen nach diesen Erfolgen?

Übergabe an die nächste Generation

Doch, es bleibt dabei, das Olympische Finale war ihr letztes Spiel. Was für ein Abschluss einer Karriere! „Perfekt, würde ich sagen“, so Brunckhorst, die auch dabei war, als die deutschen Frauen bei der EM 2023 im traditionellen Basketball mit Platz sechs den lang ersehnten Aufstieg aus der internationalen Bedeutungslosigkeit geschafft hatten. Dass deutsche Frauen sich in beiden Basketballvarianten für Paris haben qualifizieren können, das ist zu einem großen Teil Brunckhorst zu verdanken. Sie spielte in beiden Teams.

Jetzt übergibt sie an die nächste Generation. „Die Zukunft ist bright“, sagte Sonja Greinacher, die ebenfalls 32 ist und auch nicht mehr lange spielen wird, wie sie sagte. Dabei zeigte sie auf Elisa Mevius und Marie Reichert, die zwölf Jahre jünger sind als die erfahrenen Anführerinnen. Die Kombination habe einfach gut funktioniert.

„Als Leader braucht man auch Mitspielerinnen, die folgen“, sagte sie. Das hätten die Jüngeren perfekt gemacht. „Natürlich nicht nur das, sondern auch ihre Skills reingebracht.“ Es habe eine gute Balance geherrscht. „Wir sind die perfekte Gemeinschaft“, hatte Brunckhorst schon nach dem Halb­finale gegen Kanada gesagt.

Diese Gemeinschaft kann so schnell nichts umwerfen. Auch ein hoher Rückstand nicht. Fast immer hatten die Deutschen bei diesem Turnier zurückgelegen. Im Halbfinale sogar mal mit 5 Punkten. Doch die Deutschen wussten, dass die Kanadierinnen schon sechs Fouls hatten. Ab dem siebten gibt es Freiwürfe für das Team der Gefoulten. Und so hätten sie sich entschieden, viel durch die Mitte zu spielen, um weitere Fouls zu provozieren.

Zehn Minuten dauert ein 3x3-Spiel, wenn nicht zuvor eines der beiden Teams 21 Punkte erreicht hat. Viel Zeit ist das nicht, um ein Spiel zu drehen. Die Deutschen haben das immer geschafft. Sie seien eben „tough“, so Sonja Greinacher.

Auch im Finale lagen die Deutschen hinten, hatten zudem schnell sechs Fouls. Auch damit konnten sie umgehen, blieben weiter weg von ihren Gegnerinnen, kassierten keine Pfiffe mehr und schoben sich zwei Minuten vor Schluss an den Spanierinnen vorbei. Es ist das Team Olympiasieger geworden, das am besten auf die jeweilige Spielsituation reagieren konnte. „Es ist einfach schön, dass wir wissen, was wir machen wollen, offensiv und defensiv. Wir haben immer einen Plan.“ So hat das Svenja Brunckhorst gesagt.

Die redete wie Greinacher mit der Goldmedaille um den Hals nicht nur über das vergangene Turnier. Die beiden verstehen sich als Botschafterinnen des Basketballs, hoffen, dass sich die Streetballadaption 3x3 in Deutschland etabliert, dass mehr junge Menschen das Spiel auf einen Korb zu schätzen lernen. Beinahe schon abgeklärt wirkten sie bei all ihrer Freude nach ihrem Sieg, der, ginge es nach ihnen, nur der Anfang sein soll auf dem Weg in die Zukunft. Greinacher hatte ja schon eine Vorstellung davon, wie die aussehen wird. „Bright.“

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