Trumps Vizekandidat Vance auf Amazon: Gut zusammengefasst

Die Memoiren von Trumps Vize-Präsidentschaftskandidaten J. D. Vances sind ein Topseller. Noch mehr verkauft sich die KI-generierte Zusammenfassung.

Portrait von J.D. Vance

J.D Vance beim Konvent der Republikaner in Milwaukee, Wisconsin am 16. Juli Foto: Andrew Kelly/reuters

Der von Donald Trump als Vizepräsidentschaftskandidat nominierte J. D. Vance hat auffällig viele Aktien in Medienunternehmen. Gemeinsam mit dem rechten Unternehmer Peter Thiel ist Vance Investor bei allerlei Internet­firmen wie der auch unter Rechten beliebten Videoplattform Rumble.

Im Vordergrund der Berichterstattung über Trumps Scoop stehen aber nicht die illustren Unternehmungen seines Vizes als Finanzinvestor. Im Gegenteil wird Vance gern als „Intellektueller“ porträtiert. Weil er Jura studiert und ein Buch geschrieben hat. Die während Donald Trumps ersten Wahlkampfs 2016 erschienene Biografie, „Hillbilly-Elegie“, in der Vance über den gescheiterten Aufstieg seiner Familie aus dem Rust Belt erzählt, war ein absoluter Bestseller. Sein deutscher Verlag (Ullstein, 2017) bewarb das Buch damit, es könne den Wahltriumph eines Donald Trump erklären.

Die Netflix-Verfilmung des Buchs, in der Glenn Close die Rolle der drogenkranken Mutter spielt, war allerdings ein Flop. Die Nominierung zum Mr. Vice President dürfte daran etwas ändern. Das Buch selbst steht bei Amazon schon jetzt wieder ganz oben in den Verkaufscharts. Nur ein Medium wird grade noch schneller verkauft: die mutmaßlich von einer KI generierte Zusammenfassung des Buches.

Einen erheblichen Anteil daran werden TV-Analysten, Internetfeuilletonisten und Printjournalisten auf der ganzen Welt haben, die das Buch nicht gelesen oder den Inhalt wieder vergessen haben.

Lektüreschlüssel von der KI?

Schon ab 9,99 US-Dollar kann man sich eine Zusammenfassung kaufen, die neben der schnellen Inhaltsangabe als Bonus auch noch „Analysen“ bietet. Also das, was früher der Lektüreschlüssel von Reclam war. Nur dass Verlage und Autoren von den KI-generierten Einnahmen natürlich nichts sehen.

Die witzigste Antwort unter einer der Hillbilly-Zusammenfassungen auf Amazon kommt aber nicht von einer KI, sondern von Käufer „Hillbilly Whine“ aus dem Jahr 2017: „Zusammenfassung der Zusammenfassung: Wir waren arm, trafen schlechte Entscheidungen, ich studierte Jura auf Kosten der Steuerzahler, jetzt als Bestseller-Autor arbeite ich für eine Venture-Kapital-Firma. Meiner Familie helfe ich trotzdem nicht, wieder auf die Beine zu kommen.“

Eine Zusammenfassung, die größtenteils auch auf die Scheinheiligkeit von Trumps vermeintlichem Einsatz für die Arbeiterschaft passt. Vielleicht sind die Amazon-Rezensenten doch die interessanteren Polit-Analysten.

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Ressortleiterin | taz zwei + medien Seit 2008 Redakteurin, Autorin und Kolumnistin der taz. Publizistin, Jurorin, Moderatorin, Boardmitglied im Pen Berlin.

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