Rapperin unterstützt Kamala Harris: Von wegen Schmusekätzchen

Megan Thee Stallion rappt offen über Sex und steht für Female Empowerment. Nun unterstützt die 29-jährige Musikerin Kamala Harris im US-Wahlkampf.

Megan Thee Stallion

Mehr als 60-mal Pussy: Megan Thee Stallion will Kamala Harris im Wahlkampf gegen Donald Trump unterstützen Foto: MediaPunch/imago

BERLIN taz | Ob Megan Jovon Ruth Pete eine Hauskatze hat, ist nicht bekannt. Aber gerade hat sie als Megan Thee Stallion ihr drittes Album „Megan“ veröffentlicht, und das Wort Pussy hat darauf Hochkonjunktur: Mehr als 60-mal kommt es vor. Und wenn man auf den Kontext hört, wird schnell klar, dass es hier nicht um kleine Schmusekätzchen geht, sondern um was ganz anderes. Um Sex, klar, aber lange nicht nur.

Pussy ist ein Schlüsselwort und dessen Betrachtung wichtig, um die Musik der 1995 in der Republikaner-Hochburg Houston, Texas, geborenen Künstlerin zu verstehen. Denn in ihren Songs funktioniert Pussy nicht nur als Bezeichnung, sondern auch als handelndes Subjekt, das kampflustig ist, das Gefühle hat, das auch mal depressiv sein kann.

Der Durchbruch im weltweiten Pop-Mainstream gelang ihr 2020 mit dem Song „WAP“, zusammen mit Kollegin Cardi B. „WAP“ steht, natürlich, für Wet Ass Pussy. Der Song ist eine Hymne der weiblichen Lust – ein Thema, das sich als roter Faden durchs Schaffen von Megan Thee Stallion zieht.

Ihre Musik ist auch deswegen politisch relevant, weil sie selbstbestimmtes Verlangen, eine offene Sexualität und einen selbstbewussten Umgang mit dem eigenen Körper repräsentiert. Megan Thee Stallion steht innerhalb der amerikanischen Gesellschaft und darüber hinaus für Female Empowerment. Das ist in Zeiten von Incels und sogenannten Tradwifes, die patriarchale Rollenbilder ästhetisieren, ziemlich wichtig.

Arm in Arm mit Kamala Harris

Vermutlich gerade, weil Donald Trump für das komplette Gegenteil steht, postete sie bei Instagram nun: „ATL Hotties See You Tomorrow“. Damit machte sie ihre Unterstützung für die vermutliche demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris öffentlich – am Dienstagabend sollten beide bei einem Wahlkampfauftritt in Atlanta auftreten. Sie trafen 2023 schon einmal aufeinander: Megan teilte damals auf Social Media Fotos, die sie Arm in Arm mit Harris zeigten.

Dieser Schulterschluss ist ungewöhnlich. Zwar steht die zugeknöpfte Juristin Harris der Rapperin Megan Thee Stallion näher als je­de*r Republikaner*in. Trotzdem ist sie weit entfernt von deren rebellischen Gestus. Mit Staats­an­wäl­t*in­nen haben viele Rap­pe­r*in­nen ohnehin traditionell Probleme. Harris, die sich vor 20 Jahren mal dafür aussprach, die Eltern von Schul­schwän­ze­r*in­nen ins Gefängnis zu stecken, kann sich also allein aus Credibility-Gründen glücklich schätzen, dass sie nun diese Unterstützung bekommt.

Zudem suchten in den vergangenen Jahren immer mehr afroamerikanische Rap­pe­r*in­nen die Nähe zu Trump. Wie Sexyy Redd aus St. Louis, die 2023 in einem Video sagte: „We love Trump.“ Das hat mit einem Missverständnis zu tun, das Stichwort dafür lautet: „Free Money“.

Trump unterzeichnete als Präsident ein Gesetz, mit dem Unternehmen finanziell unterstützt wurden und von dem auch marginalisierte Personen profitieren konnten. Obwohl Trump sich ursprünglich gegen das Gesetz ausgesprochen hatte und das meiste Geld größere Firmen kassierten, hielt sich der Mythos vom „Free Money“, der viele sogar über Trumps Rassismus hinwegsehen ließ.

Megan Thee Stallions Hilfe für Harris ist auch ein Zeichen an die Black Community in den USA und an die Rapszene. 2019 rief Megan Thee Stallions noch den „Hot Girl Summer“ aus. Die andere große Harris-Unterstützerin aus der Popwelt, Charli XCX, in diesem Jahr dann den „Brat Girl Summer“. Beiden geht es vor allem um eins: sich als Frau nicht zu verstecken. Keine schlechte Devise im Wahlkampf gegen Trump.

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