Berliner Kiezblocks: Stille Tage in Rixdorf

Der Kiezblock im historischen Ortskern von Nord-Neukölln wird endlich Realität. Komplett verhindern wird er Schleichverkehre aber wohl nicht.

Häuser im Halbdunkel mit Autolichtern

Hier sollen nur noch ein paar Autos rollen: der Richardplatz in Neukölln Foto: IMAGO / Jochen Eckel

BERLIN taz | Lang hat’s gedauert – jetzt wird es hoffentlich auch gut: Im alten Neuköllner Ortskern Rixdorf wird ab sofort der von der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) bereits 2021 beschlossene Kiezblock umgesetzt. Das Bezirksamt hat die AnwohnerInnen in den vergangenen Tagen mit Wurfsendungen über die anstehenden Maßnahmen und das Konzept informiert. Das Projekt soll in dem zwischen Sonnenallee und Karl-Marx-Straße gelegenen Kiez den Durchgangsverkehr minimieren.

Erste Versuche der Verkehrsberuhigung rund um den historischen Richardplatz wurden schon vor über 20 Jahren mit wenig Erfolg erprobt. Im Jahr 2018 gab es dann eine erneute Bestandsaufnahme durch das Bezirksamt. In den Jahren danach erarbeitete eine Kiezblock-Initiative ein detailliertes Konzept, das der BVV vor drei Jahren als Grundlage ihres Beschlusses diente. Seitdem entwickelte und prüfte das Straßen- und Grünflächenamt verschiedene Varianten – die AktivistInnen betrachteten das Prozedere mit wachsender Ungeduld.

Jetzt kann Verkehrsstadtrat Jochen Biedermann (Grüne) endlich den Start der Baumaßnahmen verkünden: „Zu wenigen Themen haben uns in den letzten Jahren so viele Rückfragen erreicht wie zum Kiezblock in Rixdorf“, schreibt er an die BürgerInnen. „Ich freue mich deshalb besonders, die Umsetzung der Maßnahmen nun ankündigen zu können.“ Biedermann erinnert noch einmal daran, dass täglich 4.000 Autos über den Richardplatz und mehr als 6.500 durch die Donaustraße fahren. Das seien „viel zu hohe Zahlen für einen Wohnkiez mit vielen Schulen und Kitas“.

Die notwendigen Arbeiten sind überschaubar und minimalinvasiv: Auf dem Richardplatz und quer über die Donaustraße werden mit Pollern insgesamt drei Durchfahrtsperren für Kfz errichtet. Dazu kommen zwei neue Einbahnstraßen-Abschnitte – in der Richardstraße und der Wilhelm-Busch-Straße. Die Effekte sind jedoch umso größer, denn für die meisten AutofahrerInnen entfällt damit die Abkürzung quer durch den Kiez.

Queren noch möglich

Allerdings nicht völlig: Wie das Bezirksamt selbst schreibt, sollen die neuen Verkehrslenkungsmaßnahmen „den Durchgangsverkehr auf ein Minimum beschränken“. Eine Querungsmöglichkeit zwischen den beiden großen Straßenzügen, die den Kiez einrahmen, bleibt nämlich bestehen. Heiko Rintelen von Changing Cities e. V., der in der Kiezblock-Initiative aktiv ist, begrüßt trotzdem „im Wesentlichen“ die Maßnahmen. Es sei gut, dass sie endlich in Angriff genommen würden.

„Einzelne Punkte sollte man aber noch überprüfen“, findet Rintelen. Das Bezirksamt habe auch ein Monitoring mit Verkehrsmessungen angekündigt. Er rechnet damit, dass die Kiezduchquerung für zwei Drittel derer, die bislang Schleichwege nutzten, unmöglich oder unattraktiv werde.

Problematisch aus Sicht des Bezirksamts wird es etwa, wenn die Pollersperren – auch Modalfilter genannt, weil sie Rad- und Fußverkehr nicht behindern – den Fahrzeugen der BSR das tägliche Durchkommen erschweren. Die Lkws können normalerweise nicht wenden, die Entstehung von Sackgassen will man daher vermeiden.

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