Herausforderungen für Produzenten: Faire Produkte unter Preisdruck

Die Umsätze sind stabil, aber die Herausforderungen für Produzenten von fairen Waren wachsen. Der Klimawandel verknappt weltweit Ernten.

Kakaofrüchte werden geöffnet und die weißen Bohnen werden in einer Metallschüssel gesammelt. Frische Kakaofrüchte leigen auf dem Boden neben der Schüssel

Kleinbäuerlicher Bio-Kakaoanbau in Ghana. Die Früchte werden geöffnet und danach fermentiert Foto: Joerg Boethling/imago

BERLIN taz | Käu­fe­r*in­nen in Deutschland haben vergangenes Jahr etwas mehr für fair gehandelte Produkte ausgegeben. Der Gesamtumsatz stieg um 7,3 Prozent auf 2,34 Milliarden Euro, sagte Matthias Fiedler, der Geschäftsführer des Forums Fairer Handel, am Mittwoch in Berlin.

Der Verband vertritt eine Reihe von Unternehmen, die fair gehandelte Produkte vertreiben, darunter Naturland, Gepa, El Puente und den Weltladen-Dachverband. Sie bezahlen den Er­zeu­ge­r*in­nen zusätzlich zum Abnehmerpreis Prämien und sichern langfristige Abnahmen der Produkte zu.

Zu ihren Produkten gehören Textilien, Blumen und Lebensmittel. Am beliebtesten ist Kaffee, der bei fairen Waren fast 40 Prozent des Umsatzes ausmacht, obwohl die Einnahmen 2023 leicht zurückgegangen sind. Fair gehandelter Kaffee hat laut dem Forum Fairer Handel einen Marktanteil von 5,5 Prozent.

Vorstandsvorsitzende Andrea Fütterer wies auf die gravierenden Folgen des Klimawandels auf Ernten und Bäue­r*in­nen hin. Aktuell zeige sich dies etwa bei der Kaffeeernte in Vietnam, die durch Dürre sehr gering ausfalle und beim Kakao in Westafrika. Die Bäuerinnen kämpfen dort seit Längerem mit geringem Niederschlag und Pilzkrankheiten, die sich durch die wärmeren Temperaturen ausbreiten. „Schokolade und Kaffee stehen exemplarisch dafür, dass dringend in nachhaltigen Anbau investiert werden muss“, sagt Fütterer.

„Lieferkettengesetz darf nicht abgeschwächt werden“

Die fairen Handelsunternehmen setzen zusammen mit den Kleinbauernorganisationen bereits einige Maßnahmen um. Es werden etwa Schattenbäume gepflanzt und stärker auf Agroforstsysteme gesetzt. Das heißt, dass beispielsweise Obstbäume zwischen die Kakaobäume gepflanzt werden.

Das wiederum helfe auch den Produzent*innen, die sich auf mehr als ein Produkt stützen können. Gerade von den konventionellen Abnehmern werde aber wenig in Anpassung investiert, kritisierte Fütterer. Gleichzeitig hat die Branche jahrelang Monokulturen unterstützt, die die Resilienz der Bäume und Böden verschlechtert haben.

Auch faire Preise sichern nicht überall das Existenzminimum. Das ist je nach Ort und Umständen unterschiedlich und die Berechnungen kompliziert. Und die fairen Handelsunternehmen stehen in Deutschland unter Preis Druck. Zu ihren Kun­d*in­nen gehören vor allem solche mit höherem Einkommen.

„Unsere Preise sind nicht zu hoch, sondern alle anderen sind viel zu billig“, erwidert Fütterer. Auch aufgrund jahrelanger Dumpingpreise hätten die Kakaobäuerinnen keine Mittel, um in Anpassung zu investieren. „Die Preise nehmen Umweltzerstörung und Menschenrechtsverletzung in Kauf“, sagt sie.

Deswegen brauche es gleiche Regeln für einen fairen Handel für alle, betont Fiedler. Der Geschäftsführer warnte vor einer Abschwächung des deutschen Lieferkettengesetzes, wie sie die Bundesregierung vor einigen Wochen bekannt gab. Auch die EU-Lieferkettenrichtlinie müsse schnell und ambitioniert umgesetzt werden. Die Mitglieder des Forums Fairer Handel zeigten, dass die Umsetzung der Vorgaben möglich sei. Es sei fatal, sie als Bürokratie abzutun, so Fiedler.

Fütterer forderte außerdem politische Unterstützung für Anpassungsmaßnahmen in den Lieferketten. Die Bundesregierung solle sich weiter für die Auffüllung der internationalen Klimafinanzierung und des Fonds für Schäden und Verluste einsetzen.

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