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Vonovia bricht mit MietenbündnisCeterum censeo Enteignen

Jonas Wahmkow
Kommentar von Jonas Wahmkow

Als letzter verbliebener Partner verstößt Vonovia gegen die Vereinbarungen des SPD-Bündnisses. Das wäre ein guter Zeitpunkt für Vergesellschaftung.

Wer so rabiat mit den Mie­te­r:in­nen umgeht, verdient keine bessere Behandlung Foto: picture alliance/dpa | Joerg Carstensen

M anche Nachrichten machen wütend, sind aber wenig überraschend. Als letzter verbleibender Konzern bricht nun auch Vonovia das Mietenbündnis mit dem Senat. Wie die B.Z. am Dienstag zuerst berichtete, plant das Unternehmen, die Mieten von 40.000 Wohnungen um 15 Prozent zu erhöhen. Eigentlich hatte der Konzern bei der Gründung des Bündnisses vor zwei Jahren versprochen, sich auf maximal elf Prozent zu beschränken. Folgen für diesen Vertrauensbruch muss Vonovia keine fürchten. Das Bündnis war von Anfang an als unverbindliche Selbstverpflichtung konzipiert.

Stadtentwicklungssenator Christian Gaebler (SPD) kommentierte den Schritt via B.Z. dann auch lediglich als „bedauerlich“. Tatsächlich war der Schritt auch erwartbar. Vor knapp einem Jahr verließ der Immobilienkonzern Adler das Bündnis mit dem Hinweis, man müsse die Erwartungen der In­ves­to­r:in­nen erfüllen – um dann die Mieten ebenfalls um das rechtlich zulässige Maximum zu erhöhen.

Der eigentliche Zweck des Bündnisses war es ohnehin, von den systemischen Zwängen des Berliner Immobilienmarkts abzulenken: Börsennotierte Konzerne wie Vonovia sind ihren In­ves­to­r:in­nen zu maximalen Profiten verpflichtet, deswegen werden sie aus den Mie­te­r:in­nen so viel Geld herauspressen, wie es die Politik ihnen erlaubt.

Auch diese Erkenntnis ist wenig überraschend. Es gibt sogar eine Lösung: Berlins Wohnungsbestände nicht weiter durch börsennotierte Unternehmen managen zu lassen, sondern kommunal und selbstverwaltet. Erst am Montag veröffentlichte die Rosa-Luxemburg-Stiftung eine Studie, die vorrechnet, dass Wohnen dann nicht mehr als 5,42 Euro nettokalt kosten müsste. Angstfreies Leben ohne Luxusmodernisierungen, Staffelmieten und unerreichbare Hausverwaltungen gäbe es dann noch gratis dazu.

Die einzige Lösung heißt Enteignung

Wie praktisch, dass es mit dem Volksentscheid Deutsche Wohnen & Co enteignen auch noch einen demokratisch beschlossenen und rechtlich intensiv geprüften Weg gibt, wie die kommunale Eigentümerschaft der Wohnungsbestände erreichbar wäre.

Doch dass der Senat nicht vergesellschaften will, liegt ohnehin nicht am Mangel an guten Argumenten, sondern daran, dass CDU und SPD leidenschaftlich gern Politik für reiche Menschen machen.

So bietet dieser Kommentar keine neuen Erkenntnisse, sondern lediglich die Wiederholung alter Forderungen. Dass die Angst, sich ständig zu wiederholen, unbegründet ist, zeigt Cato der Ältere. Der römische Senator aus dem 2. Jahrhundert vor Christus beendete jede Rede, unabhängig vom Thema mit „Ceterum censeo Carthaginem esse delendam“: Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Karthago zerstört werden muss. Am Ende mit Erfolg: Catos Beharrlichkeit führte schließlich zum dritten Punischen Krieg und zur Zerstörung Karthagos.

In diesem Sinne: Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Immobilienunternehmen mit mehr als 3.000 Wohnungen enteignet werden müssen.

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Jonas Wahmkow
Redakteur für Arbeit und Soziales im Berlin Ressort.
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6 Kommentare

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  • Vergesellschaftung klingt toll. Heißt aber letztendlich enteignen gegen Entschädigung. Ich bezweifle, dass Berlin dafür das Geld locker machen könnte und es löst darüber hinaus ein wichtiges Problem nicht. Es wird dadurch keine zusätzliche Wohnung geschaffen.



    Wenn fällige Entschädigungen kein Problem wären, sollte der Staat davon lieber neue Wohnungen bauen. Größeres Angebot, kleinere Mieten. Hat in der Vergangenheit funktioniert und würde es heute immer noch.



    Man könnte auch steuerlich für "kleinere" Investoren was in die Wege leiten.



    Sowieso unverschämt, dass der Privatmann mit dem privaten Steuersatz zur Kasse gebeten wird, der bis zur Hälfte betragen kann, Kapitalgesellschaften je nach Gewerbesteuersatz nur max etwa ein Drittel.

  • Aj wej... Cato d.Ä. ist als Identifikationsfigur ein Mißgriff ohne Gleichen. Eigentlich ein Bro im Geiste von Wladimir Wladimirowitsch, der kein florierendes und politisch eigenständiges Karthago dulden mochte... Ein Fanatiker in jeder Hinsicht und wie der berühmt gewordene Abschluss jeder Rede zeigt, ein Typ mit einer hängenden Platte und monothematisch verengtem Blick. Wenn dieses leidige Thema schon mit diesem bisschen bildungshuberischer Petersilie garniert werden muss, dann sollte man sich der Implikationen bewußt sein. Dennoch wundert es mich wenig, dass die Enteignungsphantasien einher gehen mit Rekurs auf eher zweifelhafte Gestalten, die mit Vernichtungsphantasien in die Geschichte eingingen?

  • lol

    EBITA Total 2023:



    “Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen auf Sachanlagen und Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände”

    2.583,8 Mio. €



    –0,9 % im vergleich zu 2022

    report.vonovia.com/2023/q4/de/

    • @Jugend:

      Wohlgemerkt, OHNE ZINSEN. Und diese Zinsen auf die aufgenommenen Kredite für die Bauobjekte fressen den EBITA-Gewinn mehr als auf. Deshalb in der Summe der unten angegebene fette Verlust.

  • "Börsennotierte Konzerne wie Vonovia sind ihren In­ves­to­r:in­nen zu maximalen Profiten verpflichtet, deswegen werden sie aus den Mie­te­r:in­nen so viel Geld herauspressen, wie es die Politik ihnen erlaubt".

    Vonovia hat letztes Jahr mehr als 6.2 Milliarden Miese gemacht und hängt in den Seilen. Ganz so einfach scheint das mit den Profiten doch nicht zu sein.

    • @TheBox:

      Sie sprechen vom “Fair value of the real estate portfolio”, dass entspricht den intern angenommenen Erlösen falls alle Objekte verkauft werden sollten. Das hat garnichts mit Gewinn oder Verlust zutun sondern ist reine Spekulation und ihr beschriebener Verlust resultiert aus der eigenen Überbewertung der Objekte, die angepasst werden musste weil niemand zu diesem Preis kaufen würde.