Baerbocks Kurzstreckenflug: Desas­tröse Signale

Außenministerin Baerbock flog mal kurz von Frankfurt nach Luxemburg – ein Wahnsinn. Besser als die Aufregung darüber wären aber teurere Flüge für alle.

Annalena Baerbock, Bundesaussenministerin, steigt auf dem Flughafen BER in ein Flugzeug der Flugbereitschaft.

Mit dem Flieger unterwegs: Annalena Baerbock, Bundesaussenministerin Foto: Thomas Trutschel/imago

Eine Steilvorlage für Hohn der Konservativen und Kopfschütteln der eigenen Klientel: Die grüne Bundesaußenministerin Annalena Baerbock setzte sich Ende Juni ins Flugzeug, um die Ministrecke von Frankfurt am Main nach Luxemburg zu reisen. Und dann auch noch so spät abends, dass eine Sondererlaubnis nötig war, um das Frankfurter Nachtflugverbot zu umgehen.

Warum? Um den Besuch eines Fußballspiels bei der laufenden Europameisterschaft der Männer zu ermöglichen. Da kann nun wirklich niemand mehr sagen, dass das Fliegen doch dem internationalen Austausch, dem Verstehen anderer Kulturen, dem Wahrnehmen anderer Lebensrealitäten diene.

Die Lebensrealität in Luxemburg hätte sie allerdings in nicht mal drei Stunden mit dem (E-)Auto erleben können. Trotzdem hob der Flieger ab, wegen „besonderen öffentlichen Interesses“ sogar nachts. Was für ein klimaschädlicher Wahnsinn, während es jeden Tag eine neue Hitze-, Dürre-, Flut- oder Sturmkatastrophe gibt.

Baerbock wurde genüsslich für den Flug kritisiert, weil ihre Grünen für Klimaschutz stehen. Nun wird das Fliegen nicht – von einem Fußballspiel.klimafreundlicher, wenn die fliegende Person die Klimakrise weniger ernst als Grünen-Politiker*innen nimmt. Hunderttausende steigen in Deutschland täglich ins Flugzeug. Nicht der einzelne Flug von Baerbock ist das Problem, natürlich. Im besonderen öffentlichen Interesse liegt es aber schlicht und einfach, wenig bis nicht zu fliegen.

EM sendet deströse Signale

Die EM sendet dafür auch abgesehen von Baerbock als fliegender Besucherin desas­tröse Signale. Die taz hat kürzlich die albernsten Flugstrecken der Kicker gesammelt. Zum Beispiel beim französischen Team. Das kehrte allen Ernstes in der Luft vom Match gegen Belgien in Düsseldorf zurück in sein Quartier in Paderborn. Dagegen würde sogar das schwache französische Inlandsflugverbot helfen, das Kli­ma­schüt­ze­r*in­nen zu wenig wirkungsvoll finden. Es gilt nämlich nur für Strecken, die per Direktverbindung mit dem Zug in höchstens zweieinhalb Stunden zurückzulegen sind. Viele Inlandsflüge sind also weiter erlaubt.

Aber: Immerhin gibt es in Frankreich erste Einschränkungen für die Flugbranche, die immer weiter wachsen will und massiv gegen Klimapolitik lobbyiert. Deutschland muss dringend nachziehen. Nicht durch künstliche Aufregung über einen einzelnen, wenn auch skandalösen Baerbock-Flug. Sondern durch politische Handhabe. Eine richtige Kerosinsteuer und ein Verbot für Inlandsflüge sind überfällig. Denkbar wäre auch die Zuteilung von Flugrechten pro Person. Ein Flug pro Jahr und Kopf – wer mehr will, muss anderen ein Zertifikat abkaufen, die ihres nicht nutzen. Oder eine Steuer auf Flugtickets, die steigt, je öfter man fliegt. Es gibt Wege.

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Jahrgang 1991, ist Redakteurin im Ressort Wirtschaft + Umwelt und schreibt dort vor allem über die Klimakrise. Hat ansonsten das Online-Magazin klimareporter° mitgegründet.

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