taz🐾lage
: Von Berlin aufs schwedische Dorf

Ich weiß, was in diesem Text stehen wird. Aber mit dem Rest der Seite habe ich nichts zu tun. Wie seltsam! Ich kam doch 2022 genau dafür zur taz – um die Topthemen für die Seiten 2 und 3 zu setzen. Als Themenchefin war ich vier Tage die Woche in der Redaktion, kam morgens um acht und verließ sie erst abends um sechs wieder.

Dazwischen: Viel lesen, überlegen und diskutieren – mit dem Team, das die Seiten produziert, mit allen in der großen Konferenz, mit den Fachressorts und den Korris vor Ort. Stand die aktuelle Planung, gab es Mittagessen in der allerbesten taz-Kantine, dann ging’s weiter mit Planen und Koordinieren, für die nächsten Tage. Schon schön. Aber wer bin ich, deswegen ein Jobangebot als Nordeuropa-Korrespondentin abzulehnen? Auf Probe sogar, mit Rückkehrrecht! Es konnte nichts schiefgehen.

Statt in Berlin lebe ich also jetzt in einem schwedischen Dorf (warum genau hier, das ist eine eigene Geschichte). Ich muss nicht mehr ständig die ganze Welt im Blick haben, sondern vorrangig „nur“ noch die vier Länder Dänemark, Finnland, Norwegen und Schweden. Und ich plane nicht mehr, was andere ­schreiben – ich schreibe selbst; eigene Storys oder was die taz wünscht. Schreibe mal den ganzen Tag, mal ein paar Stunden, mal gar nicht: Adieu, feste Arbeitszeiten (und festes Gehalt).

Manchmal fahre ich raus auf Recherche, begleite etwa in Nordschweden den Haustürwahlkampf zur Europawahl. Manchmal kümmere ich mich nur um meinen kleinen Garten. Dahin gehe ich auch jetzt wieder, der Text ist ja fertig. Was ansonsten auf der Seite steht? Ich lass mich überraschen. Anne Diekhoff