Anja Krüger über das Heizen der deutschen Haushalte
: Fehlstart für die Wärmewende

Der Umstieg auf klimaneutrales Heizen steht in Deutschland noch ganz am Anfang. Die Zahlen des Statistischen Bundesamts zur Wärmeerzeugung in Wohngebäuden zeigen ein fatales Bild: Fast 90 Prozent der Haushalte nutzten im Jahr 2022 Gas- oder Ölheizungen oder Fernwärme, die in der Regel ebenfalls fossil erzeugt wird. Klimafreundliche Heizungen wie Wärmepumpen waren am 15. Mai 2022, dem Stichtag des Statistischen Bundesamts, kaum verbreitet. Seitdem hat sich zu wenig geändert.

Die Daten der Sta­tis­ti­ke­r:in­nen spiegeln die Lage zu Beginn der Amtszeit der Ampelregierung wider. Zumindest SPD und Grüne sind angetreten, daran etwas zu ändern, schließlich stammt fast ein Fünftel der CO2-Emissionen aus Gebäuden, der größte Teil davon aus mehr als 20 Millionen Heizungen.

Bis 2045 soll Deutschland komplett klimaneutral heizen. Um das zu erreichen, sollen nach dem Willen der Regierung pro Jahr eine halbe Million Wärmepumpen installiert werden. In den Jahren 2022 und 2023 schien dieses Ziel durchaus erreichbar, der Absatz ging steil nach oben – bis die Pro­mo­te­r:in­nen der Kampagne gegen das Heizungsgesetz Wärmepumpen systematisch schlechtgemacht haben. Hunderttausende neue Gasheizungen wurden eingebaut, der Verkauf der Wärmepumpen fiel jäh ab und hat sich bis heute nicht erholt. Springerpresse, Union und FDP haben der Wärmewende einen spektakulären Fehlstart bereitet. Eine Folge: Noch immer lassen Bür­ge­r:in­nen neue Gasheizungen einbauen, denn das ist noch einige Jahre erlaubt.

Für künftige Regierungen wird das ein riesiges Problem. Denn sollten die Klimaziele nicht kassiert werden, wird sich spätestens in den 2030er Jahren die Frage stellen, wie die dann noch laufenden Millionen fossiler Heizungen zügig ersetzt werden können. Das wird viel Geld kosten. Besser wäre es, wenn Regierung und Opposition heute die Wärmewende voranbringen würden – und gemeinsam für die Akzeptanz und sozialverträgliche Finanzierung klimafreundlicher Heizungen sorgen.

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