EM-Abschied von Schottland: Freundschaft schießt keine Tore

Deutschlands Lieblingsausländer dieser Tage verlassen das Turnier. Für den schottischen Coach ist der Schiri schuld. Die Pfeife kommt aus Argentinien.

Ungarns Willi Orban und Schottlands Stuart Armstrong fallen aufeinander

Knapp über der Grasnarbe: Ungarns Willi Orban und Schottlands Stuart Armstrong Foto: Matthias Schrader/ap

BERLIN taz | Schottland ist nach drei Gruppenspielen bei der Fußball-EM der Männer ausgeschieden. Dabei gelang das Kunststück, in über 270 Minuten kein eigenes Tor zu schießen! Im Eröffnungsspiel gegen Deutschland erwies sich Antonio Rüdiger so nett, den freundlichen Schotten einen Ehrentreffer zu gewähren. Beim einzigen Punktgewinn gegen die Schweiz wurde die zwischenzeitliche Führung nachträglich dem Schotten Scott McTominay zugeschrieben. Alle, die das Spiel gesehen haben, wissen, dass Keeper Yann Sommer den harmlosen Schuss gefangen hätte, wenn Kollege Fabian Schär ihn nicht unhaltbar abgefälscht hätte.

Im letzten Gruppenspiel gegen Ungarn brauchten beide dann den Dreier. Die Magyaren bis dahin ohne Punktgewinn, konnten hoffen, als einer der vier besten Gruppendritten ins Ziel zu gehen. Schottlands Ausgangslage durch das Unentschieden etwas besser, konnten sogar noch Zweite werden. Aber all die Theorie bringt nun mal nichts, wenn man vorne kein Tor schießt, und das war erneut der Fall. Zu allem Unglück gelang Csoboth in der zehnten Minute der Nachspielzeit der entscheidende Siegtreffer.

Doch laut Schottlands Nationaltrainer Steve Clarke gab es ganz andere Gründe für die Niederlage und daher auch das Ausscheiden. „Es wäre besser gewesen, wenn ein Europäer gepfiffen hätte.“ Damit kritisierte er nach Abpfiff die Ansetzung des argentinischen Schiedsrichters Facundo Tello.

Es gibt nämlich ein Austauschprogramm zwischen der Uefa und der südamerikanischen Fußballkonföderation Conmebol, welches den Einsatz von nichteuropäischen Unparteiischen ermöglicht. Der zentrale Kritikpunkt war ein nicht gegebener Elfmeter in der 78. Minute. Nach einem Pass von Scott McTominay ging Stuart Armstrong im Zweikampf mit Willi Orbán (RasenBallsport Leipzig) zu Boden.

„Es war zu 100 Prozent ein Elfmeter. Warum nicht gepfiffen wurde, muss man mir mal erklären. Es hätte dann ein anderer Abend werden können. Ich habe auch noch andere Worte dafür, die ich aber nicht nutzen möchte.“ Unglücklich nur, dass sich diese Sichtweise neutral nicht unterstützen lässt; nicht jedes Fallen im Strafraum wird mit Elfmeter belohnt.

Vor allem, weil es durch das Trikotzupfen des Schotten eher ein Offensivfoul gewesen war. Der Frust hingegen ist nachvollziehbar, auch wenn der Adressat nicht der richtige ist: nach einer eigenen Ecke, wo selbstredend die Chance auf den eigenen Siegtreffer besteht, kam es zum Konter der Schweiz, der das Ausscheiden besiegelte und nebenbei das späteste Tor des laufenden Turniers markierte.

Es bleibt zu hoffen, dass dadurch die neue deutsch-schottische Freundschaft keinen Dämpfer erhält, es gab sogar schon eine Petition für ein regelmäßiges Freundschaftsspiel der beiden Nationen. Rein gar nichts zu tun mit dem Ausscheiden hat die Nationalität des Schiedsrichters, stattdessen wohl eher die schwache Offensive. Leider schießt auch Freundschaft keine Tore.

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