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Wahlen in SüdafrikaDie Qual der Plakate

Möchten Sie den Backenzahn des Präsidenten sehen? Oder einen Kommandanten ohne Gewehr? Bei Südafrikas Wahlen ist alles im Angebot – außer Inhalt.

Johannesburg, 25. Mai: großes Wahlplakat mit dem konterfei von Cyril Ramaphosa Foto: James Oatway/reuters

Johannesburg taz | Südafrika wählt, und egal wo ich hingucke, hängt ein Wahlplakat.

Ich sehe Präsident Ramaphosa auf dem Plakat des ANC (African National Congress), mit einem breiten Grinsen bis zum hintersten Backenzahn, scheinbar aufgefrischt und verjüngt. Mit meiner künstlichen Intelligenz kann ich seine Gedanken lesen. Er braucht keinen Anzug. Das Plakat leuchtet in den ANC-Farben Gelb, Grün, Schwarz und Weiß mit der Parole „Ein besseres Leben für alle“.

Direkt darüber, und das ist Absicht, hängt der kleine Junge von der EFF (Economic Freedom Fighters) mit seinem roten T-Shirt und seinem Käppi. Ich kenne ihn. Er lächelt linkisch. Ein Militärkommandeur lächelt eigentlich nicht. Er kennt den Trick: verstecke dein Gewehr und posiere mit einem Lächeln. Julius Malema gründete EFF als Partei für wirtschaftliche Emanzipation, aber jetzt macht er, was alle anderen auch machen: grienen und jammern. Alle wissen, dass in Südafrika Landbesitz ein Schlüsselthema ist, und das ist auch seine einfache Botschaft.

Ich sehe Action SA in Grün, mit einem Macher. Er lächelt wie alle anderen, die Kamera scheint ihn dazu zu zwingen. Er hat sich daran erinnert, dass er Geschäftsmann ist, und trägt einen Anzug. Er kandidiert zum ersten Mal als Präsident. Als Bürgermeister von Johannesburg reparierte er monatelang nicht einmal die Ampel bei mir um die Ecke. Vielleicht macht er das, wenn er Präsident wird.

Zu meiner Linken sieht man „Rise Msanzi“, die Partei aus dem Ostkap. Einige politische Strippenzieher hatten gemerkt, dass Nelson Mandela da herkommt und warfen ihr Geld in den Ring in Erwartung eines neuen Mandela-Wunders. Da ist er also, Songezo Zibi, mit rundem Gesicht und schiefem Lächeln.

Ob er das wohl ändert?

Oh, fast hätte ich General Bantu Holomisa verpasst. Er ist Kommandeur, er kann nicht lächeln. Er hat für seine UDM (United Democratic Movement) eine erste Warnung getätigt: „Korruption zerstört unsere Freiheit“. Wohl wahr, Herr General, aber ob er das wohl ändert? General Holomisa hat sich vom ANC abgespalten.

Und jetzt die Partei einer Dame, die „Good Party“, mit dem Schlachtruf „Stoppt das Leid“. Das Leid stoppt man, indem man die Guten wählt. Die Dame hat wohl vergessen, sich für ihr Foto in Richtung Kamera zu drehen.

Es gibt BOSA (Build One South Africa) mit Mmusi Maimane, der einen Job pro Haus verspricht. Das ist eher ein Minimalstandard, denn jeder braucht einen Job, nicht nur ein Job pro Familie. Maimane hat noch ein anderes Plakat mit dem Parteichef im Hintergrund. Er sagt, er wird die Frauen hinter sich scharen.

Es gibt John Steenhuisen von der DA (Democratic Alliance) und ein Stückchen weiter sein Parteikollege Solly Msimang. Die DA ist wichtig in der südafrikanischen Politik. John ist ein erfahrener Politiker und schwarze Südafrikaner sind davon überzeugt, dass der Weiße hochqualifiziert ist. Mag sein, aber in der Politik geht es nicht bloß um Qualifikationen.

Das sind alles Plakate auf meinem Weg zum Einkaufszentrum. Es fällt auf, dass keines davon eine Lösung anbietet.

Plötzilch löst sich das EFF-Plakat. Es hängt nun über dem ANC-Plakat herunter.

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