Neues Stadtquartier in Berlin: Molkenmarkt ohne Private

Mit der Degewo und WBM bauen ausschließlich landeseigene Wohnungsunternehmen die geplanten 450 Wohnungen. Offen ist, wie teuer die Vorgaben werden.

Es ist angerichtet. Zwischen Rotem Rathaus und Stadthaus entsteht das neue Quartier am Molkenmarkt Foto: IMAGO / Dirk Sattler

BERLIN taz | Zumindest die Frage, wer baut, ist nun entschieden. Am Molkenmarkt kommt neben der WBM nun auch die Degewo zum Zuge. Das erklärte die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Demnach wurde der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft ein 2.500 Quadratmeter großes Grundstück übertragen. 450 Wohnungen sollen auf dem Molkenmarkt entstehen, dessen „Wiedergeburt“ für Bausenator Christian Gaebler (SPD) „eine der wichtigsten städtebaulichen Aufgaben in der Berliner Mitte“ ist.

Dass mit dem Wohnungsbau nun ausschließlich landeseigene Wohnungsbaugesellschaften zum Zug kommen, ist gleichzeitig eine Niederlage für Berlins Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt. Diese hatte sich bis zuletzt dafür stark gemacht, dass auch private Investoren wie zum Beispiel exklusive Genossenschaften bauen können. Im Umfeld Kahlfeldts gab es immer wieder Forderungen nach einer „Renaissance der Berliner Mitte durch die Reichen & Schönen“.

Ganz vom Tisch ist das freilich nicht. Denn bislang ungeklärt ist, wie am Molkenmarkt gebaut wird. Das soll ein sogenanntes Gestaltungshandbuch regeln, das für die anstehenden Architekturwettbewerbe verpflichtend sein wird.

Bereits im Februar hatte Kahlfeldt die Erarbeitung eines solchen Handbuchs ausgeschrieben. Wert wurde in der Ausschreibung auf Themen wie „Fassadengliederung“, „Fassadengestaltung“ oder „Dachnutzung und Dachform“ gelegt. Von „bezahlbarem Wohnraum“ war dagegen keine Rede.

Wie teuer wird die Gestaltung?

Nun wurde bekannt, dass das Handbuch vom Büro Mäckler Architekten aus Frankfurt am Main erstellt werden soll. Für Matthias Grünzig von der Initiative Offene Mitte Berlin ist das keine gute Nachricht. „Mäckler war wesentlich beteiligt am Bau der Neuen Altstadt in Frankfurt“, sagt Grünzig der taz. Auch da habe er gestalterische Vorgaben umgesetzt. „Das war aber ein finanzielles Desaster“, so Grünzig. „Obwohl die Wohnungen teuer verkauft wurden, ist die Stadt mit einem dicken Minus daraus hervorgegangen.“

WBM und Degewo stehen damit vor einer großen Herausforderung. Sie sollen anspruchsvoll bauen und gleichzeitig günstig. Denn die Hälfte der 450 Wohnungen soll „im mietpreisgedämpften Segment“ angeboten werden.

Das steht zwar nicht in der Ausschreibung zum Gestaltungshandbuch, wohl aber im Rahmenplan zum Molkenmarkt, den der Senat im September 2023 beschlossen hat. Und Degewo-Chef Christoph Beck sagt: „Wir freuen uns, ein lebendiges Quartier mit bezahlbarem Wohnraum bereichern zu können.“

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