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Kinotipp der WocheKino als Refugium

Das 18. Xposed Queer Film Festival zelebriert traumartige Formsprachen und queere Narrative. Von Spielfilm bis Short-Experiment ist alles dabei.

Szene aus „Má Sài Gòn“ (Mother Saigon) von Khoa Lê (Kanada, 2023) Foto: Philippe Gendron Comeau

Zwei junge Männer fahren auf einem Tretboot-Schwan auf einem Kanal durch Saigon und reden über Hochzeitspläne: es geht um mögliche Orte, um die Frage, ob es eine große Hochzeit mit Freund_innen und Familie oder zwei getrennte geben soll. Khoa Lê zeigt in „Má Sài Gòn“ (Mutter Saigon), einer Reihe von Paar­porträts, queere Lebensentwürfe im heutigen Saigon. Lês Dokumentarfilm zeigt Gespräche der Paare unter­einander und mit Freund_innen, in denen es um das Verhältnis zur Gesellschaft oder zu den Eltern geht.

Unterbrochen werden diese intimen Gespräche von einigen traumartigen, poetischen Szenen, die „Má Sài Gòn“ zu einem ebenso be­eindruckenden wie berührenden Kollektivporträt machen. Khoa Lês Film ist Teil des Programms der 18. Ausgabe des ­XPosed Queer Film Festival in Berlin, das am kommenden Wochenende stattfindet. Von Donnerstag an läuft in vier Kinos in Kreuzberg und Neukölln eine breite Auswahl von Lang- und Kurzfilmen, die queeres Leben in aller Welt zeigen. Im aquarium findet am Sonntag (2. 6.) außerdem ab 17 Uhr ein Gedenkabend für die Musikerin Aérea Negrot statt.

Eröffnet wird das Festival am Donnerstag im Babylon Kreuzberg mit einem Kurzfilmprogramm zu den „Poetics of Perspective“. Unter anderem erkundet darin Danny Bailey in dem Kurzfilm „Soft Bwoi“ die Politiken von Weichheit und Franzis Kabisch hinterfragt in dem Desktopessayfilm „getty abortions“ die populären Imaginationen von Abtreibungen.

18. XPOSED Queer Film Festival Berlin. 30. Mai–2. Juni, Events und Filme: aquarium, Babylon Kreuzberg, Il Kino, Moviemento, Wolf Kino

Anschließend läuft im Moviemento Lillah Hallas Langfilmdebüt „Levante“ („Power Alley“) über eine junge Volleyballerin, die, kurz bevor sie ein Sportstipendium bekommt, erfährt, dass sie schwanger ist. Mit Hilfe ihrer Freundin, einer Teamkollegin, sucht sie nach Wegen zu einer Abtreibung. Über das Volleyballteam weitet Halla den Blick auf queeres Leben in Brasilien. Ihr Film feierte vor einem Jahr im Rahmen der Semaine de la critique auf dem Film­festival in Cannes Premiere.

Am Sonntagnachmittag läuft im Rahmen des Festivals erneut Mohamed Soueids vor einiger Zeit wiederentdecktes Porträt der syrischen trans Frau Khaled El Kurdi im Beirut der 1990er Jahre. In Gesprächen mit El Kurdi eröffnet „Cinema Fouad“ einen der seltenen Blicke auf trans Leben im arabischen Raum der 1990er Jahre und auf Facetten des Nachtlebens von Beirut in den 1990er Jahren. Direkt im Anschluss läuft ebendort ein Kurzfilmprogramm mit dem Titel „Falling Into Place“, in dem nicht zuletzt ein sehr sehenswerter kurzer Dokumentarfilm läuft.

Halb um Orientierung bemüht, halb skeptisch blickt sich Azedine auf dem Platz um. Dann beginnt er aus dem Off von seiner Jugend Mitte der 1980er Jahre in Paris und Saint-Denis zu erzählen: vom Rassismus, von den Modetrends, vom Aufkommen von Heroin und dem Bekanntwerden von Aids.

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Und von den Nachmittagen im „Pacific Club“, der sich unter dem Platz befand, auf dem er heute steht. Valentin Noujaïms Kurzdokumentarfilm „Pacific Club“ ruft einen Nachtclub in Erinnerung, der von Ende der 1970er bis Ende der 1980er Jahre mitten im entstehenden Büroviertel La Défense in Puteaux nahe Paris existierte und für die arabischstämmigen Jugendlichen der Vorstädte ein Refugium vor dem Rassismus bot.

Auch in diesem Jahr erweist sich das XPosed Queer Film Festival als Fixpunkt im Berliner Kinojahr und als eine Gelegenheit, queeres Kino in geballter Menge zu sehen, die sich niemand entgehen lassen sollte.

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