Nach Erdrutsch in Papua-Neuguinea: Wenig Hoffnung für Verschüttete

Nach dem Erdrutsch im Norden Papua-Neuguineas sind viele der mindestens 2.000 Verschütteten wahrscheinlich tot. Hilfe kommt nur wenig an.

Menschen suchen nach einem Erdrutsch im Dorf Pogera nach Verschütteten.

Nach einem Erdrutsch werden im abgelegenen Hochland Papua-Neuguineas Hunderte Tote befürchtet Foto: Mohamud Omer/dpa

BERLIN taz | Gegen 3 Uhr morgens Ortszeit am vergangenen Freitag geschah die Katastrophe in der Enga Province im Norden Papua-Neuguineas. Augenzeug:innen, die in der Lokalzeitung The National zitiert werden, sprechen von einem Gefühl wie bei einer Bombenexplosion. Ein massiver Erdrutsch begrub Häuser, Gärten, Wege in Sekundenschnelle unter sich. Laut der Hilfsorganisation Care Australia sind die Stein- und Schlammmassen bis zu 8 Meter hoch und erstrecken sich auf ein Territorium von bis zu 1 Kilometer.

Mehr als 2.000 Menschen sollen unter den Geröllmassen verschüttet worden sein – viele davon sind wahrscheinlich tot, vermuten UN-Organisationen. Mindestens weitere 4.000 Menschen sind unmittelbar betroffen. Die humanitäre Katastrophe dürfte sich weiter verschärfen, denn Äcker und Ernten wurden zerstört und damit die Basis ihrer wirtschaftlichen Versorgung, schreibt Lusete Laso Mana vom Nationalen Katastrophenzentrum in Papua-Neuguinea in einem Brief an die Vereinten Nationen.

Zu den Verschütteten zu gelangen ist enorm gefährlich – und beschwerlich. Laut Serhan Aktoprak, dem Missionschef der Internationalen Organisation für Migration (IOM) in Papua-Neuguinea gibt es nur eine befahrbare Straße, die von der Provinzhauptstadt Wabag ins Katastrophengebiet führt. Dieser Teil im Norden ist abgelegen, aber recht dicht besiedelt. Hinzu kommt, dass neben dem Geröll auch reißendes Wasser Überlebende wie Hel­fe­r:in­nen gefährdet.

Mit bloßen Händen nach Überlebenden suchen

Premierminister James Marape ordnete umgehend an, Verteidigungsstreitkräfte und Rettungsdienste in die Region, die rund 600 Kilometer von der Hauptstadt Port Moresby entfernt liegt, zu schicken. Offenbar blieb es jedoch bisher bei Worten.

Der BBC sagten Ein­woh­ne­r:in­nen des betroffenen Dorfs Kaokalam, dass sie auch vier Tage nach dem Erdrutsch noch auf Hilfe warteten. Sie helfen sich nun selbst und suchen mit bloßen Händen und Schaufeln nach Überlebenden. Lediglich ein Konvoi mit Lebensmitteln und Wasser, entsandt von der Kommunalregierung, konnte das Katastrophengebiet bisher erreichen. Die UNO lud für Dienstag zu einer Hilfskonferenz per Videoschaltung ein.

Papua-Neuguinea in Ozeanien ist flächenmäßig der drittgrößte Inselstaat der Welt. Rund 12 Millionen Ein­woh­ne­r:in­nen leben dort. Das Auswärtige Amt riet Anfang des Jahres von Reisen in die Hauptstadt sowie in die Hochlandprovinzen wegen Unruhen und Clan-Gewalt ab. Diese führten auch dazu, dass etliche Menschen aus den umliegenden Dörfern in die nun vom Erdrutsch betroffene Region flohen. Die Spannungen halten auch nach dem Erdrutsch an – und erschweren den Einsatz von Hilfskräften, die vom Militär geschützt werden müssen.

Katastrophengebiet unweit von Goldmine

Was den Erdrutsch auslöste, ist noch völlig unklar. Das Katastrophengebiet befindet sich unweit der Porgera-Mine, einem der größten Goldvorkommen der Welt, die vom kanadischen Unternehmen Barrick Gold in Zusammenarbeit mit der chinesischen Firmengruppe Zijin Mining betrieben wird. Die Arbeiten in der Mine waren erst Ende 2023 – nach fast 4 Jahren Stillstand – wieder aufgenommen worden.

Papua-Neuguineas Regierung hatte die 2019 ausgelaufene Förderlizenz für Barrick Gold nicht verlängert. Erst im Herbst 2023 kam es zu einer Einigung über einen neuen Bergbauvertrag. Anfang 2024 verkündete das Porgera-Unternehmen enorme Fortschritte bei der Wiederaufnahme des Betriebs sowie keinen weiteren Vandalismus auf dem Gelände. Die erste Goldproduktion sollte im ersten Quartal erreicht werden.

Laut IOM-Mann Aktoprak seien in dem Gebiet in der Vergangenheit keine Erdrutsche verzeichnet worden. Dies würde erklären, warum es zuvor keine Warnungen gegeben hatte. Allerdings kam es die Tage vor dem Erdrutsch zu schweren Unwettern, was die Katastrophe begünstigt haben könnte.

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