wortwechsel: Geld kann glücklich machen
Beim Grundeinkommen geht es vor allem um Autonomie. Aber hat das BGE auch Auswirkungen auf Preise und Mieten? Die mobile psychische Betreuung ist ausbaufähig
Notfälle
„Rufen Sie bitte später zurück?“,
wochentaz vom 11.–17. 5. 24
Was haben suizidale Gedanken, ein akuter Herzinfarkt oder ein schwerer Unfall gemein? Alle sind ein akuter Notfall mit potentiell tödlichem Ausgang.
In Ihrer Bildunterschift suggerieren Sie, die bundesweite Notrufnummer 112 sei Unfällen vorbehalten. Mitnichten! Ein Großteil des Notrufaufkommens hat akute psychische Notfälle als Auslöser.
Suizidale Gedanken sind ein akuter Notfall, bitte rufen Sie die 112 in allen Notfällen. Alle Leitstellen, alle Notärzt*Innen, alle Notfallsanitäter*Innen sind hierin ausgebildet und erfahren und neben der Akutversorgung wird weiterführende psychiatrische Behandlung hierdurch sicher herbeigeführt.
Markus Eichler, Münster
Stigma
„Das fahrende Behandlungszimmer“,
wochentaz vom 11.–17. 5. 24
Ich finde Artikel über die Psychiatrie und die betroffenen Menschen wichtig und gut. Das Bewusstsein über psychische Krisen geht uns alle an. Das Geld, was mit der Dauermedikation verdient wird, könnte in die Ausweitung von Stäb, Hometreatment oder wie immer diese Ansätze zur Behandlung heißen, fließen. Es muss mehr getan werden, um das mit der Erkrankung verbundene Elend zu lindern. Weniger Stigmatisierung, akzeptieren, dass es mehr als Mainstream gibt in unserer Gedankenwelt. Magnus Bopp, Ulm
Behandlungsform
„Das fahrende Behandlungszimmer“,
wochentaz vom 11.–17. 5. 24
Ich las den Artikel und insofern auch von den Gründen, wann diese Behandlungsform nicht angeboten wird, bin aber nichtsdestotrotz der Meinung, dass man reflektieren muss, ob sich das nicht auch in der Obdach- und Wohnungslosenhilfe anbietet. Beim Betreuten Wohnen (BeWo), in Unterkünften oder wenn Menschen eine eigene Wohnung haben, ist es ja so, dass die Sozialarbeiter*innen wenigstens wöchentlich zu den Klient*innen rausfahren.
Meinem Eindruck und eigenen Erfahrungen nach ist es falsch, wenn man psychisch kranke Menschen ohne weitere zusätzliche Angebote und Betreuung in Einfachhotels oder dergleichen unterbringt, wie beispielsweise in Köln. Es sollte nicht den Mitarbeitenden an der Rezeption vor Ort oder anderen nicht qualifizierten Menschen dort überlassen sein, sich damit auseinandersetzen zu müssen.
Jürgen Welten, Köln
Konsequenzen
„Geld bedeutet Selbstbestimmung“,
wochentaz vom 11.–17. 5. 24
Das Problem ist, dass ein solcher Versuch nichts über die Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft aussagt. Zum Beispiel darüber, wie sich die Preise und Mieten entwickeln, wenn Anbieter und Vermieter wissen, dass Käufer und Mieter ein Mindesteinkommen haben. Warum sollte ein Vermieter darauf verzichten, die Mieten bis mindestens auf Höhe des Grundeinkommens zu erhöhen? Er weiß, dass der Mieter die Miete bezahlen kann. Gleiches gilt für alle anderen Preise. Das Grundeinkommen wäre dann eine gigantische indirekte Subvention für Vermieter und den Handel.
Suryo auf taz.de
Geben und Empfangen
„Geld bedeutet Selbstbestimmung“,
wochentaz vom 11.–17. 5. 24
In der Diskussion um das Grundeinkommen wären noch zwei weitere Aspekte zu beachten: Erstens produziert unsere sogenannte „Wirtschaft“ ungefähr das Dreifache von dem, was wir Menschen benötigen. Wir können die Produktion also problemlos zurückfahren, und damit hätte sich dann auch die Sache mit dem Fachkräftemangel erledigt.
Zweitens weist das Konzept des bedingungslosen Grundeinkommens einen Geburtsfehler auf, nämlich die Bedingungslosigkeit. Das widerspricht jeglichen ökonomischen Grundstrukturen.
Die Lösung wäre also das „Konzept eines bedingten Grundeinkommens“, bei dem das Geben der Gesellschaft mit einem Geben der Empfänger in Form gesellschaftlich benötigter Leistung, zum Beispiel 5 Wochenstunden gemeinnützige Arbeit, verbunden wird. Dann kämen auch harte Ideologen wie Herr Merz in Argumentationsschwierigkeiten, und psychologisch gäbe es kein Gönnerempfinden und keine Abhängigkeitsgefühle.
Uwe Scheibler, Wetzikon
Autonomie
„Geld bedeutet Selbstbestimmung“,
wochentaz vom 11. – 17. 5. 24
Wer sich immer sofort auf die in Rede stehenden 1.000 Milliarden Euro an Kosten stürzt und damit das Bedingungslose Grundeinkommen (BGE) schon aus finanziellen Gründen für völlig unrealistisch brandmarkt, springt zu kurz. Viele der heutigen Leistungen des (Sozial-)Staats würden weitgehend aufgehen in einem BGE, angefangen mit dem Bürgergeld. Unerlässlich wäre allerdings eine Steuerreform, die mindestens alle Einkommen aus abhängiger Beschäftigung, Selbständigkeit und Kapital in voller Höhe erfasst und Umverteilungsaspekte nicht von vornherein ausschließt,
Warum nicht alles Einkommen über das BGE hinaus besteuern, dann allerdings mit einem festen Steuersatz von 50 Prozent für alle Steuerpflichtigen? Doch es geht nicht nur um Geld, und es ist bedauerlich, dass sich der Begriff BGE, verunglimpft von seinen populistischen Gegnern, zu einem Kampfbegriff entwickelt hat. Es geht in der Tat um mehr Autonomie und Selbstbestimmung und die Freiheit des Einzelnen, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen.
Helgo Klatt, Hamburg
Selbstbestimmung
„Wer gewinnt den 68. ESC in Malmö?“,
wochentaz vom 11.–17. 5. 24
Sie haben über die non binaere Person Nemo berichtet, die nicht mit den Pronomen oder bezeichnet werden möchte. Und dabei mehrfach maskuline Pronomen verwendet, auch noch nach Anmerkungen von Leser*innen und offensichtlich falscher Auskunft der Redaktion, dass das korrigiert wurde. Mir ist es völlig unverstaendlich, warum in der taz das Recht auf Selbstbestimmung und der respektvolle Umgang mit Menschen, die nicht in das gesellschaftliche Grobraster der normativen Zweigeschlechtlichkeit passen, weniger geachtet werden als in anderen Medien.
Ist es wirklich fuer Menschen, die vom Umgang mit der Sprache leben und von der Macht der Sprache wissen, zu anstrengend, Formulierungen zu finden, die Realitaeten, die so lange unterdrueckt wurden, abbilden? Ich bin wirklich sehr enttaeuscht von der taz.
Cornelia Seeberg
Links lesen, Rechts bekämpfen
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