5 dinge, die wir gelernt haben:
1 Es gibt noch Solidarität
Nach den tätlichen Angriffen auf den sächsischen SPD-Spitzenkandidaten Matthias Ecke und mehrere Grünen-PolitikerInnen demonstrierten nicht nur in Dresden und Berlin Tausende gegen Gewalt im Wahlkampf. Auch einige CDU-Promis wie Hendrik Wüst und Michael Kretschmer zeigten sich solidarisch. Und, fast noch überraschender, selbst aus der notorisch zerstrittenen Ampel rafften sich einige Spinnefeinde – zwischen weiteren parteitaktischen Scharmützeln über die Rente – zu einer gemeinsamen Erklärung auf: „Bis hierhin und nicht weiter“.
2 Es gibt wieder eine alte Mitte
Stell dir vor, die CDU fordert noch schärfere Asylverschärfungen als von EU und Ampel schon beschlossen, außerdem die Abschaffung des Bürgergelds und die Wiedereinführung der Wehrpflicht – und alle sind sich einig: Der Auftritt von Friedrich Merz auf dem CDU-Parteitag war moderat und mittig, ja geradezu staatsmännisch. PessimistInnen sagen: Schlimm! So verschiebt sich der politische Diskurs immer weiter nach rechts. OptimistInnen sagen: Schön! So findet die Union wieder auf ihren alten Weg zurück, bindet die rechtskonservative Wählerschaft an sich und holt vielleicht sogar Stimmen von der AfD zurück.
3 Es gibt keine FDP in Amerika
Das Beharren auf der Schuldenbremse trotz zahlreicher, teurer Megakrisen lässt sich schon auf Deutsch schwer erklären. In den USA, dem Land der unbegrenzten Schulden und Militärausgaben, versteht das erst recht niemand. Kein Wunder, dass Verteidigungsminister Boris Pistorius ins sprachliche Schleudern geriet, als er in Washington gefragt wurde, wie er mit dieser deutschen debt brake und ohne neue Steuern eigentlich das viele Geld für die vielen erwünschten Waffen auftreiben will: „This is like, I don’t know how to say it – eierlegende Milchwollsau?“
4 Es gibt Grenzen der Solidarität
Noch im vergangenen Oktober versprach der Bundestag Israel einstimmig „volle Solidarität und jedwede Unterstützung“. Jetzt postet das Auswärtige Amt mit achtzehn Ausrufezeichen: „ALL EYES ON RAFAH!!!!!!!!!!!!!!!!!!“ Auch Joe Biden schaut inzwischen noch genauer hin, stoppt erstmals US-Waffenlieferungen und sagt zur israelischen Offensive in der überfüllten Grenzstadt: „Es ist einfach falsch.“
5 Es gibt doch einen Fußballgott
„Ich habe jetzt nicht direkt geweint“, schrieb der frühere DFB-Präsidentschaftskandidat Andreas Rüttenauer. „Aber fast.“ Der Grund für seine Freude: Eine höhere Macht hatte insgesamt sechsmal mit Pfosten und Latten nachgeholfen und Katar von einem Sieg gegen Borussia Dortmund abgehalten. Dass Bayern weiter mit Pech verliert und Bayer weiter mit Dusel gewinnt, liegt sicher auch an magischen Kräften. (lkw)
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