piwik no script img

SPRACHRÄUME

Und die Moral von der Geschichte? Im Märchen „Hans im Glück“ tauscht Hans einen Goldklumpen gegen ein Pferd, dieses in eine Kuh, diese in ein Schwein, dieses in eine Gans und usw., bis zum Stein, der dann auch noch seine eigenen Wege geht. Letztendlich hat er nichts mehr in der Hand oder Tasche. Warum das den „Glücksbengel“ nicht weiter vergrätzt und ihm ein frohgemutes Lächeln auf die Lippen zaubert, erkundet Kristiane Balsevicius in der Themenwoche „Abenteuer Geld“ mit diesem Puppentheater für Kinder. So, 15.4., 16 Uhr, Di, 17.4., 10 Uhr, Fundus Theater, Hasselbrookstraße 25

Friedrich Schillers Drama war Vorlage für Dania Hohmanns Stück „Maria Stuart auf der Großen Freiheit“, das die Regisseurin mit Schülerinnen und Schülern der Patenschule auf St. Pauli inszeniert hat. Fünft- bis Siebtklässler sollen über die Zusammenarbeit an das Theater herangeführt werden, setzen sich mit klassischen Stoffen auseinander und schreiben ihn gewissermaßen auf ihren Stadtteil um. Zwei Königinnen – die eine auf dem Thron, die andere im Kerker – teilen sich ein Königreich beziehungsweise Revier und lassen sich in einen Strudel moralischer Anschuldigungen hereinziehen. Zugleich lasten argwöhnische männliche Blicke auf ihnen, die jeden Fehltritt für das eigene Emporkommen zu nutzen wissen und jede Chance auf Solidarität zwischen den Frauen verbauen. Ob ihre Stellung in der Politik sie zunichte macht oder wie selbstbestimmt Menschen des öffentlichen Lebens agieren können, sind die Fragen, denen sich die jungen Schauspieler in diesem Theater-Tanz-Musikprojekt annähern. Premiere: Mo, 16. 4., 19 Uhr, St. Pauli Theater, Spielbudenplatz 29-30, weitere Termine; Mi, 18. 4., 11 Uhr, Sa, 21. 4., 15 Uhr

Über Mädchenpensionate kursieren die unterschiedlichsten Fantasien und Illusionen. Ein Ort der Strenge. Ein Hort feuchter Träume. Nichts davon spielt in dem Stück „Mädchen in Uniform – Wege aus der Selbstverwirklichung“ von René Pollesch eine Rolle. Pollesch wendet das Bild und das Mädchenpensionat wird der sicherste Ort vor dem alles vereinnahmenden und stetig um sich greifenden Imperativ der Selbstverwirklichung, der ständigen Behauptung des unverwechselbaren Individuums. Kollektivität und zuweilen Gleichförmigkeit heißt die Trutzmauer gegen den neuen Gleichschritt des Ausverkaufs der eigenen Persönlichkeit. Selbstausdruck, künstlerisches Schaffen oder therapeutische Malsitzungen stehen hier unter Strafe, denn sie führen ja zu den verzweifelten Marktteilnehmerinnen und schwer ist es, immer wieder der einen oder anderen die Vorzüge dieses Mädchenpensionats erklären zu müssen. Geradezu Privilegien, die als eine skurrile und politische Antwort auf aktuelle Zumutungen verstanden werden können. Mi, 18.4., 20 Uhr, Schauspielhaus, Kirchenallee 39 KENDRA ECKHORST

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen