Die Wahrheit: Marine auf dem Schlauch

Irlands Seestreitkräfte sind klein. Es gibt nur ein einziges Schiff, die „LÉ George Bernard Shaw“. Wenigstens sind die Matrosen frisch gewaschen.

Irland ist eine Insel mit einer langen Küstenlinie, das ist bekannt. Oder doch nicht? Vielleicht sollte man die Regierung in Dublin davon in Kenntnis setzen. Die irische Marine hat nämlich nur ein einziges aktives Schiff, die „LÉ George Bernard Shaw“. Die Abkürzung „LÉ“ steht für „Long Éiereannach“, was „Irisches Schiff“ bedeutet.

Es geht dabei gar nicht um die Verteidigung des Landes, wenn etwa Donald Trump bei den US-Wahlen im Herbst wieder an die Macht kommt und Europa im Ernstfall auf sich allein gestellt ist. Auch mit einem Dutzend Schiffen könnte die irische Marine nichts ausrichten, weil sie nicht genügend Matrosen hat.

Aber es gibt neben den Russen, die sich öfter in der Nähe der transatlantischen Unterseekabel in irischen Gewässern herumtreiben, auch den Schmuggel von Drogen via Irland nach Europa. Das wurde vorigen Monat am St. Patrick’s Day, dem irischen Nationalfeiertag, wieder mal deutlich. Vor der Küste von Cork im Süden der Insel suchten Polizei und Armee in kleinen Schlauchbooten das Meer nach einer Kokainlieferung ab, die von einer kriminellen Bande über Bord geworfen worden war.

Die „LÉ George Bernard Shaw“ war leider unabkömmlich. Sie befand sich auf dem Weg nach Dún Laoghaire südlich von Dublin, wo die Matrosen frisch gewaschen in ihren strahlend blauen Uniformen bei der St.-Patrick’s-Day-Parade mitmarschieren wollten, während Touristen das 90 Meter lange Schiff besichtigen durften.

In ihrem Lied „The Irish Navy“ von 1969 machte sich die legendäre Folk-Band The Dubliners über die Marine und ihre winzige Flottille lustig: „Die ‚Clíona‘, die ‚Maev‘ und die ‚Mucha‘, der Stolz der irischen Marine. Wenn der Kapitän in seine Pfeife bläst, gehen alle Matrosen nach Hause zum Essen.“ Damals gab es immerhin noch drei Schiffe.

Auf der Webseite der Armee heißt es: „Die Taufe eines Marineschiffs ist ein äußerst bedeutsames Ereignis, da damit der Grundstein für den Charakter und den Geist des Schiffs gelegt wird. Wohin das Schiff auch fährt, sein Name wird in den Köpfen der Menschen nachhallen.“ Seit dem Jahr 2013 werden die militärischen Schiffe nach berühmten irischen Literaten benannt. Bislang waren das alles Männer: Joyce, Beckett, Yeats und Shaw.

Um die Vorwürfe der Frauenfeindlichkeit – nicht nur wegen der Schiffsnamen, sondern auch wegen Belästigung und sexueller Gewalt – innerhalb der Marine zu entkräften, will man eine „Beratungsstelle für respektvolle Beziehungen“ einrichten, Sport-BHs und Umstandskleidung für Soldatinnen bereitstellen und Schiffe künftig nach „weiblichen Führungspersönlichkeiten“ benennen.

Wie wäre es mit Constance Markievicz? Sie hatte den Osteraufstand 1916 als einzige Anführerin überlebt, weil man Frauen damals nicht hinrichtete. 1919 wurde sie Ministerin in der ersten irischen Regierung. Und die dachte gar nicht an eine Marine. Die gab es erst 24 Jahre später.

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Geboren 1954 in Berlin. 1976 bis 1977 Aufenthalt in Belfast als Deutschlehrer. 1984 nach 22 Semestern Studium an der Freien Universität Berlin Diplom als Wirtschaftspädagoge ohne Aussicht auf einen Job. Deshalb 1985 Umzug nach Dublin und erste Versuche als Irland-Korrespondent für die taz, zwei Jahre später auch für Großbritannien zuständig. Und dabei ist es bisher geblieben. Verfasser unzähliger Bücher und Reiseführer über Irland, England und Schottland. U.a.: „Irland. Tückische Insel“, „In Schlucken zwei Spechte“ (mit Harry Rowohlt), „Nichts gegen Iren“, „Der gläserne Trinker“, "Türzwerge schlägt man nicht", "Zocken mit Jesus" (alle Edition Tiamat), „Dublin Blues“ (Rotbuch), "Mein Irland" (Mare) etc. www.sotscheck.net

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kari

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