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Nur ein Traum?

Wenn die geplante Zentralbibliothek in Berlin ins Lafayette-Gebäude in der Friedrichstraße käme, wäre das schon gut

Von Dirk Knipphals

Mal wieder in Berlin die Friedrichstraße hochgelaufen. Geträumt. Wie schön es doch wäre, wenn die geplante Zentralbibliothek tatsächlich ins Lafayette-Gebäude kommen könnte! Diese schöne Glasfassade, die Kuppel, die Blicke, die Selbstsicherheit – dieser Bau von Jean Nouvel strahlt ja tatsächlich etwas aus. Wenn es sich in eine moderne große Bibliothek verwandeln würde (ein bisschen wie so ein verzaubertes Schloss im Märchen, das plötzlich zu blinken und strahlen beginnt), hätte man einen zentralen, attraktiven Ort, um sich zu treffen oder sich zurückzuziehen, je nachdem. Man könnte sich Bücher ausleihen und lesen. Oder sich mit dem Laptop hinsetzen und schreiben. Oder sich mit Leuten treffen und reden. Man hätte, jenseits von Shopping und Sightseeing, einen Grund, ins Zentrum zu radeln. Und man hätte – auch wichtig! – schöne Erlebnisse von Räumen und Begegnungen ohne Kaufzwang und Anwesenheitslegitimierung. Bleibt das alles ein Traum?

Es gibt solche Orte bereits in der Hauptstadt. Die Staatsbibliothek an der Potsdamer Straße – immer toll. Die Amerika-Gedenkbibliothek in Kreuzberg – auch gut, nur voll. Die aufpolierte Bibliothek Unter den Linden – mir fast zu schön, aber hat was. Doch es kann gar nicht genug solcher Orte geben. Öffentliche Orte. Urbane Orte. Wie die aus dem Boden schießenden Coworking-Spaces zeigen, ist der Bedarf da. Und wenn man einmal in Oslo oder Helsinki in den dortigen großen Bibliotheken gewesen ist, diesen modernen Kathedralen der Bildung und der Kommunikation, weiß man, wie motivierend und erhebend Umgebungen sind, die Würde und Weite ausstrahlen.

Außerdem gehört genau so ein Ort ins Zentrum unserer Gesellschaft, ein offener Ort des Treffens, Lernens, Redens und Fürsichseins, ein architektonischer Rahmen, der Ausstrahlung hat, aber auch leer ist, nicht festgelegt. Denn genau das – und keineswegs die Rekonstruktion alter Fassaden, keineswegs auch die neoliberal-privatisierte Shoppingfläche – macht eine lebendige Kultur aus. Vormittags mit einer Tastatur vor sich oder einem Stift in der Hand in der Friedrichstraße sitzen. Nachmittags auf die unbebaute Weite des Tempelhofer Feldes fahren, Kopfhörer auf und in die Sonne blinzeln. Und abends vielleicht noch in einem schönen Schwimmbad schwimmen. Das Labor Berlin mit all seinen vielfältigen Lebensentwürfen. Wenn man sich das überlegt – man hätte fast Lust, mal wieder einen aktualisierten Berlin-Roman zu fordern.

Im Ernst. Es besteht Handlungsbedarf. Neulich kam die Meldung, dass der Lafayette-Konzern sich schon Ende Juli aus Berlin zurückziehen wird. Das heißt, es gibt nicht mehr viel Zeit für Anschlusslösungen. In den sozialen Medien, auf Aushängen in der Gedenkbibliothek, inzwischen auch in einer Stellungnahme der Baukunst-Sektion der Akademie der Künste und von ernsthaften Architekturkritikern sowieso wurde darauf hingewiesen, dass die Zentralbibliothek in der Friedrichstraße eine glückliche Lösung sei. Jetzt mach mal, Berliner Kulturpolitik!

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