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"... und denen nun offenbar der Rausschmiss aus dem Emirat droht."
Da sich Herr Erdogan nach dem 07.10.23 so positiv über die Gaza-Hamas-Palästinenser-Seite geäußert hat, dachte ich mir schon länger, dass die Hamas-Führung in Istanbul ganz gut aufgehoben wäre.
Ich hatte bisher keine sonderlich gute Meinung von Katar, aber wenn sie diese Leute und ihre Anhänger nicht mehr in ihrem Land haben möchten, finde ich das äußerst positiv.
Und, das soll jetzt kein Scherz o.ä. sein, ich bin wirklich sehr pragmatisch: Der Palästina-Kongress, dem kürzlich in Berlin Schwierigkeiten bei der Durchführung bereitet wurde (meiner Meinung nach zu Recht, aber das ist ein anderes Thema und wird vor Gericht noch entschieden werden), könnte dann in Istanbul stattfinden. Dann wären auch die Redner prominenter, da sie ja direkt vor Ort sind.
Ebenso werden, wenn die Führungselite der Gaza-Regierung in Istanbul lebt, vielleicht auch einige ihrer Anhänger aus verschiedenen europäischen Ländern dort leben wollen. Das ist aus meiner Sicht nur naheliegend.
Der Egowahn aus Ankara frisst alle Vernunft.
Da kommt zusammen was zusammen gehört.
Wer für Tesla arbeiten soll, aber stattdessen krank zu Hause ist, bekommt schon mal unangemeldet Besuch von den Chefs. Wundert das noch irgendwen?
Die Rolle Ankaras im Nahost-Konflikt: Aus Mangel an Alternativen
Die Türkei könnte die Vermittlerrolle Katars übernehmen, sollte das Emirat sich zurückziehen. Auch wenn es für Israel eine bittere Pille wäre.
Hamas-Politbürochef Haniyeh sieht zu, wie der türkische Präsident Erdogan den Ex-Hamas-Politbürochef Maschal begrüßt Foto: Turkish Press Office via reuters
Wer die Umarmungen und Küsse gesehen hat, mit denen Recep Tayyip Erdoğan die Hamas-Chefs am Wochenende in Istanbul begrüßte, dem muss sich der Magen umgedreht haben. Hamas-Politbürochef Ismael Hanijeh und sein Amtsvorgänger Chaled Meschal sind gern gesehene Gäste bei dem türkischen Präsidenten. Das blutige Massaker vom 7. Oktober, das die Hamas zu verantworten hat, ändert für Erdoğan nichts.
Wenn überhaupt, ist aus Sicht des türkischen Präsidenten an dem Massaker nur Israel schuld, das jetzt im Gazastreifen „kein Gelände gewinnen dürfe“, wie er seinen Gästen gegenüber versicherte. Die enge Verbundenheit mit dem Feind ist bitter für die Regierung in Jerusalem, die noch wenige Wochen vor dem Hamas-Massaker auf eine weitere Annäherung setzte.
Regierungschef Benjamin Netanjahu und Erdoğan trafen am Rande der UN-Generalkonferenz in New York zusammen, planten intensivierte Handelsbeziehungen und Zusammenarbeit in den Bereichen Cybersicherheit, Energie und KI. Aktuell passiert das Gegenteil: Erst Anfang April erließ die Türkei neue Handelsbeschränkungen gegen Israel.
Sollte sich Katar als Vermittler zwischen Israel und der Hamas zurückziehen, was das Land Berichten zufolge plant, wird Israel die Türkei als Ersatz akzeptieren müssen. Genau darum geht es dem türkischen Präsidenten, wenn er die politische Spitze der Hamas so überschwänglich in seinem Land willkommen heißt: Er will auch in diesem Konflikt als Vermittler eine Rolle spielen. Und darum geht es den palästinensischen Islamisten, die es Katar zu lange zu schwer gemacht haben bei den Verhandlungen, und denen nun offenbar der Rausschmiss aus dem Emirat droht.
Es braucht für Verhandlungen um einen Waffenstillstand und die Befreiung der noch immer im Gazastreifen verharrenden Geiseln einen Vermittler, der das Vertrauen der Hamas genießt. Weder Ägypten noch Saudi-Arabien können diese Rolle übernehmen. Netanjahu wird wohl oder übel in den sauren Apfel beißen müssen, wenn ihm an Verhandlungen gelegen ist.
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Schwerpunkt Nahost-Konflikt
Kommentar von
Susanne Knaul
Redakteurin Meinung
1961 in Berlin geboren und seit 2021 Redakteurin der Meinungsredaktion. Von 1999 bis 2019 taz-Nahostkorrespondentin in Israel und Palästina.
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