Die Wahrheit: Der Tänzer und der Prinz

Letztes Jahr war zum irischen Nationalfeiertag St. Patrick’s Day noch alles in Butter für den Tanztruppen-Zampano Michael Flatley. Und jetzt?

Michael Flatley hat von Facebook eine Nachricht erhalten: „Daran wirst Du Dich gerne erinnern.“ Dazu ein Foto vom St. Patrick’s Day 2023. Es zeigt Flatley mit Prinz Albert II. von Monaco, der vor einem Jahr am irischen Nationalfeiertag bei Flatley im Castlehyde House im Süden Irlands war. Das war früher der Stammsitz der Familie des Dichters Douglas Hyde, dem ersten Präsidenten Irlands.

Um sich vor dem blaublütigen Monegassen nicht zu blamieren, hatte Flatley den Sterne­koch Kevin Thornton angeheuert, um einen Imbiss zuzubereiten. Dazu gab es Unterhaltung. Flatley verkniff es sich zu tanzen, obwohl er seiner Darbietung beim Tanzspektakel „Riverdance“ seinen Reichtum verdankt. Das war 1994 der Pausenfüller beim Eurovisions-Kampfsingen in Dublin. Im Gegensatz zu den Gesangsdarbietungen hinterließ er Eindruck, so dass man ihn auf abend- und kassenfüllende Länge ausdehnte.

Flatley, der aus Chicago stammt und sich ein irisches Image verpasst hat, trat 2015 in den Ruhestand, weil er genug Geld angehäuft hatte, war aber zwei Jahre später mit seiner Tanztruppe bei Donald Trumps Amtseinführung als US-Präsident dabei. Ob er noch mal in seine Tanzschuhe schlüpft, sollte Trump im November gewählt werden, ließ er offen.

Nach der Facebook-Nachricht betrachtete er wehmütig das Foto von sich und Prinz Albert. Inzwischen ist Castlehyde House nämlich unbewohnbar. Flatley hatte das 600.000 Quadratmeter große Anwesen mit mehr als 3.000 Quadratmeter Wohnfläche 1999 für 3,9 Millionen Pfund gekauft und 29 Millionen für die Renovierung ausgegeben.

Verblüffende Geschmacklosigkeit

Das Ergebnis ist verblüffend geschmacklos: Von Türknäufen und Wasserhähnen bis hin zu Kronleuchtern und Bilderrahmen ist alles mit Goldfarbe überzogen. Michael Jackson hat es natürlich gefallen, er wollte das Haus kaufen, nachdem er bei Flatley zu Besuch war.

Nun hat man aber giftige Chloridrückstände gefunden, die angeblich 2016 bei Reparaturarbeiten nach einem Feuer entstanden waren. Flatley hat die Versicherung und die von ihr beauftragte Handwerksfirma wegen „Fahrlässigkeit, Gefährdung, Täuschung und Verletzung von Verträgen“ auf 30 Millionen Euro verklagt. Zusätzlich fordert er von der Versicherung 80.000 Euro im Monat, weil er ja irgendwo wohnen muss.

Zwar sind die Mieten in Irland exorbitant hoch, aber für eine solche Monatsmiete ließe sich bestimmt eine Unterkunft finden. Und wenn nicht, kann Flatley ja immer noch in eines seiner anderen Häuser ziehen, die der raffgierige Tänzer in Monaco, England, Frankreich, Barbados und den USA angesammelt hat.

Aber vielleicht muss er gar nicht so weit reisen. In Irland steht derzeit eine ganze Reihe von Häusern leer: 38 Minister und Staatssekretäre sind für die St.-Patrick’s-Day-Feiern weltweit unterwegs. Da müsste sich etwas Standesgemäßes finden lassen.

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Geboren 1954 in Berlin. 1976 bis 1977 Aufenthalt in Belfast als Deutschlehrer. 1984 nach 22 Semestern Studium an der Freien Universität Berlin Diplom als Wirtschaftspädagoge ohne Aussicht auf einen Job. Deshalb 1985 Umzug nach Dublin und erste Versuche als Irland-Korrespondent für die taz, zwei Jahre später auch für Großbritannien zuständig. Und dabei ist es bisher geblieben. Verfasser unzähliger Bücher und Reiseführer über Irland, England und Schottland. U.a.: „Irland. Tückische Insel“, „In Schlucken zwei Spechte“ (mit Harry Rowohlt), „Nichts gegen Iren“, „Der gläserne Trinker“, "Türzwerge schlägt man nicht", "Zocken mit Jesus" (alle Edition Tiamat), „Dublin Blues“ (Rotbuch), "Mein Irland" (Mare) etc. www.sotscheck.net

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kari

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