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Gruselig nicht nur zur Märchenzeit

Drei Künstlergewerkschaften kämpfen mit einer Aktionswoche für eine Reform der Tarifverträge im Theater

Von Katrin Bettina Müller

Freitagabend, vor dem Deutschen Theater in Berlin stehen erwartungsvoll die Besucher, die sich gleich das berührende Gastspiel „F. Zawrel – erbbiologisch und sozial minderwertig“ von Nikolaus Habjan anschauen wollen. Eine freundliche Dame verteilt … ja, was eigentlich? Flugblätter? Eher kleine Flyer, in Gelb und Schwarz gedruckt: „Die künstlerisch Beschäftigten der deutschen Bühnen bitten um Ihre Solidarität.“

Es ist noch Zeit bis zum Einlass, also lese ich in den zitierten Statements. Oft geht es um die Unvereinbarkeit von Arbeitszeiten und Familie. „Keine Kita betreut so, wie das Theater einen braucht. Jeden Monat gehen bis zu 900 Euro für Kinderbetreuung drauf.“ „Die Überlastung ist an unserem Theater ein Problem. In der Märchenzeit wird oftmals schon fürs nächste Stück geprobt, obwohl man fast täglich Doppel-Vorstellungen hat.“ „Eine fehlende Arbeitszeitregelung macht mich zum permanenten Bittsteller. Kurzfristig (!) absagen musste ich bislang und mehrfach meine Teilnahme an: Geburtstag, Dreh, Beerdigung, Lesung, Casting, Hochzeit …“ Die Liste geht noch weiter. Die Flyerverteilung ist Teil einer Theateraktionswoche, zu der sich drei Schwestergewerkschaften zusammengetan haben: der Bundesverband Schauspiel, die Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger und die Vereinigung deutscher Opern und Tanzensembles, die gemeinsam 15.000 Menschen vertreten. Sie protestieren unter dem Hashtag #­StoppNVFlatrate gegen den Tarifvertrag NV Bühne (Normalvertrag Bühne) und verlangen neue Regelungen der Arbeitszeit, die zuverlässiger sind, nach denen man besser planen kann und die der Überforderung vorbauen.

Am bestehenden Tarifvertrag NV Bühne kritisieren sie zudem die Regeln über die Nichtverlängerung, die strukturell die Macht der Intendanten begünstigen.

Die Arbeitszeit im Tarifvertrag NV Bühne ist auch Thema eines Workshops am 18. und 19. Februar, zu dem der Deutsche Bühnenverein die Tarifvertragspartner eingeladen hat. Dann geht es um die Wurst. Die Aktionswoche wirbt um öffentliche Aufmerksamkeit für die Nöte der Beschäftigten. Denn schließlich sind die meisten Arbeitgeber im Thea­ter städtische oder staatliche Institutionen.

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