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Wenn Möwen sich auf Touristen freuen

Am Hafenbecken von Warnemünde reiht sich eine Fischbude an die nächste. Gleich an der ersten machen wir halt, schon den ganzen Hinweg mit der „Rostock 7“ haben wir uns auf ein Fischbrötchen gefreut. Die Auswahl ist groß: Lachs aus dem Atlantik, Heilbutt aus dem nördlichen Pazifik – es gibt allen möglichen Fisch aus allen möglichen Weltgegenden.

„Haben Sie auch Fisch von hier?“ Der Verkäufer scheint mich nicht zu verstehen, fragend schaut er zur Chefin, die grade Aale wiegt. Ich wiederhole die Frage, sie nickt: Natürlich habe sie Hering aus der Ostsee. Sie zeigt auf zwei Brötchen in der Auslage. „Bismarck oder Matjes?“ Beides. Zufrieden kauend wollen wir weiterschlendern, als uns ein gellender Ruf zurückhält: „Bleiben Sie stehen“, warnt die Verkäuferin, „essen Sie unterm Schirm!“ Sie zeigt auf die Möwen, die sich an der Reling tummeln.

Warnemünde

5.940 Ein­wohner*innen.

Was in dem Ostseebad und Ortsteil von Rostock an Fisch aufs Brötchen kommt, hängt auch mit den Fangquoten zusammen. Dorsch darf in der Ostsee gezielt gar nicht und der Hering nur sehr eingeschränkt gefangen werden.

Tatsächlich: Als nebenan bei „Backfisch Udo“ zwei Touristen den Schutz des dortigen Schirms verlassen, werden ihre Fritten sogleich Ziel einer Vogelattacke. Nur mit Mühe können die Menschen ihre Beute verteidigen. „Im Winter sind die Möwen besonders hungrig“, erklärt die Verkäuferin. Susanne Memarnia