Wolfsburgs Frauen besiegen Frankfurt: Ein Wettrennen mit Tücken

Den Fußballerinnen des VfL Wolfsburg gelingt gegen Eintracht Frankfurt ein 3:0-Heimsieg. Dem Spiel fehlte lange die Finesse, aber am Ende gab es Jubel.

Wolfsburgs Spielerin Vivien Endemann jubelt mit Felicitas Rauch und Chantal Hagel.

Trifft öfter: Wolfsburgs Vivien Endemann (Mitte), hier beim Torjubel im Spiel gegen RB Leipzig am 15. Oktober 2023 Foto: dpa | Hendrik Schmidt

WOLFSBURG taz | Ein großes Stadion wie die Volkswagen-Arena mit Leben zu füllen, ist selbst für die erfolgsverwöhnten Fußballfrauen des VfL Wolfsburg keine leichte Aufgabe. Für ihr Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt waren sie vom 5.000 Zuschauer fassenden AOK-Stadion in jene Arena in der Nachbarschaft umgezogen, in der sonst die VfL-Männer bis zu 30.000 Zuschauer anlocken. Die eifrigen Trommler in der Nordkurve waren also ganz schön wichtig. Denn von dort aus, wo sich der harte Kern der Fans postiert hatte, kam durchaus ein wenig Stimmung auf.

Ob der Umzug in die große Arena den Heimvorteil der Wolfsburgerinnen stärkt oder schwinden lässt, darüber lässt sich lange fachsimpeln. Im Wettstreit mit den frechen Frankfurterinnen gelang Wolfsburg ein 3:0-Heimsieg – vor 8.867 Zuschauern.

Das Duell am Sonntag zwischen dem VfL Wolfsburg und Eintracht Frankfurt war etwas ganz Besonderes. Beide Vereine gehören zur Elite. Beide tragen dazu bei, dass das bundesweite Interesse am Frauenfußball steigt.

Trotzdem konnte der Streamingdienst Dazn am Sonntag nicht anders, als auch schädliche Fernsehbilder zu senden. Wenn während der ersten Halbzeit die Frankfurter Torhüterin Stina Johannes in Aktion trat, wurde für Zuschauende daheim eine gänzlich leere Südtribüne sichtbar. Im Gegensatz zur Nordkurve waren für diesen Stadionbereich aus organisatorischen Gründen keine Eintrittskarten verkauft worden.

Von gestandenen National­spielerinnen wie Alexandra Popp wird erwartet, dass sie Erstklassiges in Serie abliefern

Fernsehbilder von leeren Sitzreihen stehen allerdings in krassem Gegensatz dazu, dass die Wolfsburgerinnen nach Großem auf internationaler Ebene streben. Sie haben erstmals seit einem Jahrzehnt den Einzug in die Gruppenphase der Champions League verpasst, in der die Besten aus ganz Europa vertreten sind. Sie wollen eigentlich nicht vor 8.867, sondern vor noch mehr Zuschauern spielen.

Um Missverständnissen vorzubeugen: Der Besuch einer Partie in der Frauenfußball-Bundesliga ist sehr zu empfehlen. Die Stimmung auf dem Rasen und auf den Zuschauerrängen ist eigentlich immer freundlich. Niemand schmeißt wie beim Männerfußball Gegenstände auf den Rasen oder stört das gute Miteinander. Trotzdem fehlte diesem Wolfsburger Heimspiel lange Zeit die Finesse. „Ich gewinne am liebsten“, sagt VfL-Trainer Tommy Stroot über seine Ambitionen und die der Vereinsführung.

In Wolfsburg wird seit Jahren so gezielt in den Frauenfußball investiert, dass auch internationaler Lorbeer entstehen kann. Damit das klappt, müsste der VfL Wolfsburg am besten Herausforderer wie Eintracht Frankfurt nach Belieben beherrschen, Deutscher Meister werden und direkt in die Champions League einziehen. Doch davon ist das Stroot-Team in der aktuellen Verfassung ein Stück entfernt. Es liegt in der Tabelle einen Punkt hinter Spitzenreiter Bayern München, der am 23. März in Wolfsburg antritt – wieder in der VW-Arena.

Besser, beliebter, umjubelter: Das Wettrennen, auf das sich der VfL Wolfsburg mit voller Wucht einlässt, hat auch seine Tücken. Mit der Erhöhung seiner TV-Präsenz zur Saison 2023/24 ist der deutsche Frauenfußball mehr in den Fokus gerückt. Von gestandenen Nationalspielerinnen wie Alexandra Popp wird erwartet, dass sie Erstklassiges in Serie abliefern. Der Druck steigt stetig an und macht die Beine zuweilen schwer. Eine Wolfsburger Begegnung wie die gegen Eintracht Frankfurt wird in der öffentlichen Wahrnehmung nur dann als sehenswert eingestuft, wenn ein deutlicher Sieg gelingt.

Ein Eigentor der Frankfurter Torfrau in der 57. Minute zum 1:0 wurde durch Treffer von Lena Lattwein in der 85. Minute und von Vivien Endemann kurz vor Spielende ergänzt. Am Ende gab es also doch noch Trara und Fußball der Güteklasse A. Die Wolfsburgerinnen wurden an diesem verregneten Sonntagnachmittag umjubelt und beklatscht. Sie haben geliefert.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.