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wortwechselDie Grenze der Zumutung

Mit Streiks bringen ArbeitnehmerInnen gelebte direkte Demokratie zum Ausdruck, das ist besser als stumme Wut. Und wir anderen? Treffen uns vielleicht im Sammeltaxi

Stillstehende Güterzüge in Maschen, Niedersachsen, beim letzten Streik der Lokführergewerkschaft GDL Foto: Bodo Marks/dpa

Kategorien

„In Zeiten des Aufbruchs“,

wochentaz vom 3. – 9. 2. 24

Es ist sehr erfreulich, dass nun viele Menschen auf die Straße gehen. Trotzdem eine Anmerkung zum Begriff „rechts“. Ich verstehe, dass der Mensch gerne in griffigen Kategorien wie „links“ und „rechts“ denkt. Aber ich finde, diese Kategorien tragen immer weniger, denn die Weltanschauungen und politischen Einstellungen lassen sich immer weniger in diese Kategorien pressen. Das wird meines Erachtens auch an Aussagen wie „Seit den Corona­protesten gehört die Straße vor allem den Rechten“ deutlich. Ich war damals auf vielen Kundgebungen, weil ich fand, dass Demokratie und Grundrechte in Gefahr waren (Regieren per Verordnung, Einschränkungen der Versammlungsfreiheit, Ausgehverbot für ungeimpfte Menschen, drohende Impfpflicht). Mein Weltbild ist weit entfernt von dem, was landläufig als „rechts“ bezeichnet wird. Ich würde mich freuen, wenn diese Kategorien links/rechts künftig durch präzisere Bezeichnungen ersetzt würden. Sie sind zu grobe „Schubladen“ und haben daher ausgedient.

Thomas Bernard, Karlsruhe

Überschuss

„Cash & Crash“, wochentaz vom 3. – 9. 2. 24

Falls die Prognose eintritt, dass es in gut 10 Jahren tausende Grundschullehrkräfte „zu viel“ gibt, dann kann man dies vielleicht endlich mal nutzen, um die Pflicht-Unterrichtsstunden dieser Lehrkräfte zu reduzieren, gerade in den Anfangsklassen mehr Teilungsunterricht durchzuführen, Klassenstärken zu reduzieren, in „Brennpunktschulen“ mit zwei Lehrkräften in ausgewählten Fächern zu arbeiten oder Springerpools einzurichten, um Unterrichtsausfall zu reduzieren. Hier mehr Cash zu investieren, könnte dann auch den Crash von individuellen Bildungswegen vermeiden helfen. Quasi mit den Bedarfen von Kindern als Bezugsgröße.

Annett Richter, Berlin

Grenze ziehen

„Wann die Räder stillstehen“,

wochentaz vom 3. – 9. 2. 24

Pascal Beucker bringt es auf den Punkt: Durchsetzungsfähige Gewerkschaften sind wichtiger denn je und die aktuellen Streiks der Beschäftigten bei Bahn, Flughäfen, im Nahverkehr und im Handel haben jede Unterstützung verdient. Streiks bieten die Chance, dass sich Beschäftigte neu erfahren. Sie sind aber kein Selbstzweck, sondern zielen auf konkrete Verbesserungen. Dafür müssen sie Wirkung zeigen. Dies erfordert eine gewerkschaftliche Stärke, die leider keineswegs überall vorhanden ist. Dies zu ändern, ist eine gesellschaftliche Herausforderung. Denn Streiks sind auch Zeichen gelebter direkter Demokratie. Durch eigenes Tun etwas zu bewegen, Unternehmen und öffentlichen Arbeitgebern zu zeigen, dass es Grenzen der Zumutung gibt, ist allemal besser als stumme Wut.

Heiner Dribbusch, Mannheim

Streik

„Wann die Räder stillstehen“,

wochentaz vom 3. – 9. 2. 24

Die öffentliche Reichweite eines Streiks dürfte doch eher untergeordnete Bedeutung haben. Viel gewichtiger ist die Frage finanzieller Folgen eines Streiks für den Arbeitgeber. Schließen beispielsweise Kitas, dann tritt dies zwar die Eltern, für den Arbeitgeber ist das jedoch allenfalls lästig.

DiMa auf taz.de

@DiMa Ich hatte mal gelesen, dass in Japan bei Streiks einfach keine Fahrkarten mehr verkauft werden, die Busse aber fahren. Das würde die AG treffen. Wobei es so ist, dass der öffentliche Dienst immer indirekt streikt. Wenn die Kitas dicht sind, beschweren sich die Eltern, das übt Druck auf die Arbeitgeber aus. In der freien Wirtschaft ist das dann anders.

Kartöffelchen auf taz.de

Nahverkehr

„Wer fährt mit?“,

wochentaz vom 3. 2. – 9. 2. 24

Der Artikel über die On-Demand-Verkehre Moja und Sprinti bietet im Prinzip gute Informationen über diese „neue“ Form des öffentlichen Verkehrsangebots.Der Erfolg des Sprinti imUmland der Region Hannover wird dadurch erklärt, dass der „Sprinti fährt, wo sich Linienverkehre oft nicht lohnen: Zwischen Dörfern, die Bolzum, Ilten oder Wehmingen heißen. Schmucke Käffer im Speckgürtel Hannovers, wo sonst zweimal am Tag ein Schulbus fährt und sonst nichts.“

Bei diesem Satz kam ich ins Grübeln, denn meines Wissens sieht die ÖPNV-Welt in den genannten Käffern anders aus: Es gibt Anschlussmöglichkeiten an verschiedene Stadtbahnäste in Richtung Hannovers Innenstadt. Es wird werktags zwischen 6.00 und 20.00 Uhr ein 15-Minuten-Takt angeboten. Montags bis freitags können über 70 Fahrten, sonnabends 58 und sonntags 33 Fahrten je Richtung genutzt werden. Diese Fahrmöglichkeiten in den Ortsteilen der Region Hannover sind doch etwas mehr als „zweimal am Tag ein Schulbus und sonst nichts“. Durch derartige Falschmeldungen verliert der gesamte Artikel immens an Glaubwürdigkeit.

Hans Lorenzen, Schnega

Sammeltaxis

„Wer fährt mit?“,

wochentaz vom 3. 2. – 9. 2. 24

Solche Sammeltaxen fahren in der Türkei schon seit Jahrzehnten, sogenannte Dolmuş. Preiswert und praktisch. So etwas müsste es bei uns geben und nicht nur in der Stadt, sondern besonders auf dem Land. Angelika Adler, Herdorf

Triggerpunkte

„Protestierst Du noch oder polarisierst Du schon?“, wochentaz vom 3. – 9. 2. 24

Ich habe in etwa 50 Jahren politischen Engagements gelernt, dass ich nur meine eigenen Triggerpunkte infrage stellen und beeinflussen kann. Meine rote Linie bei Aktionsformen ist: Was für Konsequenzen hätte es, wenn meine politischen Gegner auch zu dieser Aktionsform greifen? Bei zugespitzten Argumenten (Hundeverbot am Badesee) lässt sich die Debatte ohne größere Probleme wieder auf die Sachebene zurückholen, am Ende kommt dann ein mehr oder weniger gelungener Kompromiss à la „Hundeverbot in der Badesaison“, „Hunde erlaubt außerhalb“ zustande. Was würde passieren, wenn das Plattlegen von Autoreifen zu einer politischen Aktionsform, sagen wir, von Klimaleugnern würde? Die dann nicht SUVs, sondern Elektroautos lahmlegen würden? Schwierig. Deswegen unterstütze ich Forderungen nach höheren Parkgebühren, höheren KfZ-Steuern für SUVs, ebenso nach stärkeren Kontrollen des generellen Parkverbots an Kreuzungen. Finde aber das nächtliche Luftablassen keine geeignete Aktionsform.

Ute Finckh-Krämer, Berlin

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