das wetter: Schweinfurt
Frischluftfahrerin Hedrine von den Botten ließ die Häkelnadel sinken und streckte den befeuchten Zeigefinger aus dem Fenster: Die Wettergöttinnen Donar und Dönar waren ihr gewogen. Aus dem Westen blies ein gleichmäßiger Kerosin, aus dem Süden ein Mezcal, der die Stadt in sein grünes Zwielicht tauchte, im Badezimmer lief der Föhn auf Hochtouren. Entschlossen häkelte Hedrine die letzten Luftmaschen ihres äußerst luftigen Luftschiffes. Zuletzt stickte die Pionierin der aeronautischen Handarbeit den Namen ins Heck: Die „Gebrüder Karamasow“ war der erste doppelseitig geklöppelte Zupfelin aus feinster Gaze auf Stramin, an dem eine Gondel aus Makramee vertüddelt war, die eine Nutzlast von bis zu 16 Iltissen tragen konnte. Allerdings hatte Hedrine bislang nur zwei zu einer Teilnahme am Jungfernflug nach New York überreden können. Die übrigen Tiere wollten lieber nach Schweinfurt fliegen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen