Ohne Obdach

Die Zahl der Wohnungslosen ist gestiegen, vor allem bei Kindern

Von Susanne Memarnia

Die Zahl der Wohnungslosen, die ordnungsrechtlich von den Bezirken untergebracht werden, ist in den vergangenen zwei Jahren stark gestiegen. Zum Stichtag 30. 6. 2021 waren es 31.364 Menschen, zum 31. 1. 2023 gab es in Berlin 39.375 Wohnungslose. Fast drei Viertel davon, 30.425, sind Ausländer. Dies ergibt sich aus den Antworten der Sozialverwaltung auf eine Anfrage des Grünen-Abgeordneten Jian Omar.

„Vor allem die hohe Zahl der ausländischen wohnungslosen Kinder und Jugendlichen ist besorgniserregend“, sagte der Sprecher der Fraktion für Migration der taz. Laut der Antwort sind 9.925 der wohnungslosen Ausländer Menschen unter 18.

Der generell starke Anstieg der Zahlen ist vor allem auf die Zunahme von wohnungslosen Geflüchteten zurückzuführen. Inzwischen leben laut den Antworten rund 14.000 Geflüchtete in den Unterkünften des Landesflüchtlings­amts, deren Asylantrag anerkannt ist. Eigentlich müssten sie aus den Flüchtlingsheimen ausziehen. Weil sie aber keine Wohnungen finden und auch die Bezirke nicht genug Heime haben, dürfen diese „Fehlbeleger“, wie sie das LAF nennt, weiterhin in den Flüchtlingsheimen bleiben. In der Statistik tauchen auch diese Ex-Flüchtlinge als Wohnungslose auf.

Besorgniserregend nennt Omar auch, dass 56 Prozent der untergebrachten Wohnungslosen ohne deutschen Pass 6 Monate oder länger in der Unterbringung bleiben, 35 Prozent sogar ein Jahr oder länger. Dazu sagt er: „Für Menschen, die nach Berlin kommen, um Schutz zu suchen, ist dieser Umstand fatal. Wir sprechen hier von traumatisierten Menschen aus Kriegs- und Krisengebieten, die schnell Beständigkeit, Ruhe und Sicherheit brauchen. Integration kann nicht gelingen, wenn Menschen ewig darauf warten, endlich anzukommen.“

Dies gelte insbesondere für Kinder und Jugendliche, deren Entwicklung in dieser Zeit „nahezu stillsteht“, was zu Frust und starker psychischer Belastung führe. „Es muss dringend dafür gesorgt werden, dass die Wohnungslosigkeit von Kindern und Jugendlichen schnellstmöglich überwunden wird.“