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: Beständige Unbeständigkeit

Bei den Australian Open scheitertdie Weltranglistenerste Iga Swiatek. Überraschend ist das eigentlich nicht

Die polnische Weltranglistenerste Iga Swiatek reagierte erstaunlich abgeklärt auf ihr überraschend frühes Scheitern bei den Australian Open: „Ich weiß, dass ich im Laufe der Saison viele Gelegenheiten haben werde, mein Spiel zu zeigen.“ Gescheitert war die große Favoritin Swiatek an der nicht gesetzten und erst 19-jährigen Tschechin Linda Noskova mit 6:3, 3:6, 4:6.

Aber eine gewisse Gelassenheit empfiehlt sich ohnehin für die besten Tennisspielerinnen der Welt. Die größte Konstante ist in den letzten Jahren immer die Inkonstanz gewesen. In der Siegerliste der Australian Open taucht in den letzten acht Jahren lediglich der Name Naomi Osaka zweimal auf. Und auffällig ist, dass in der jüngsten Vergangenheit immer mehr begabte Teenager nach vorne drängen.

Neben der unerwartet starken Noskova, die nun im Achtelfinale am Montagfrüh auf die Ukrainerin Elina Svitolina trifft, sorgte bei den Australian Open die erst 16-jährige Russin Mirra Andrejewa für großes Aufsehen. Die Anfängerin im Profi­tennis hatte die Weltranglistensechste Ons Jabeur in der zweiten Runde wie eine Anfängerin aussehen lassen (6:0, 6:2) und scheiterte erst am Sonntag im Achtelfinale. Von diesem Wunderkind war in Melbourne viel die Rede, ehe ihr dann Linda Noskova mit dem Erfolg gegen Swiatek den Rang ablief. Iga Swiatek selbst allerdings gewann 2020 im Alter von 19 Jahren bereits die French Open auf beeindruckend dominante Art.

Und die Erfolge der US-Amerikanerin Coco Gauff, die sich bei den Australien Open souverän für das Viertelfinale qualifiziert hat, sind nach einem imposanten Auftritt in Wimbledon in den letzten Jahren so selbstverständlich geworden, dass man ihr Alter (19) kaum glauben mag. Zumal sie seit Jahren schon mit ihrer Persönlichkeit und ihren reflektierten Stellungnahmen zu Rassismus und Polizeigewalt beeindruckt. Gegen Mirra Andrejewa hat sie bei den French Open vergangenes Jahr einen Satz verloren und sprach danach über die junge Kollegin, als hätte sie selbst schon unzählige Jahre auf dem Buckel: „Sie ist superjung und hat eine große Zukunft vor sich.“

Die Ergebnisse der Australian Open unterstreichen, wie hierarchiefrei Frauentennis geworden ist. Iga Swiatek galt noch als eine der wenigen Beständigen. Vor ihrer Niederlage am Wochenende hatte sie 18 Spiele in Serie gewonnen und ging zum zweiten Mal als Weltranglistenerste in die neue Saison. Es bleibt spannend. Johannes Kopp