: Wenn die Pommes einfach göttlich schmecken
Früher bin ich hier oft hergefahren, um Videos auszuleihen. Habe mein Auto auf dem großen Parkplatz vor dem flachen Gebäude abgestellt, bin durch die vielen Regalreihen in der Videothek gestreift und habe eigentlich immer irgendwen aus der Schule oder vom Handball getroffen. Das niedersächsische Verden ist eben eine Kleinstadt.
Die Videothek ist schon ewig zu, ich komme aber trotzdem noch regelmäßig her, denn in einer offenen Halle neben der alten Videothek steht ein Imbisswagen: Verdens evangelistische Pommesbude. Die heißt wirklich so. Der Betreiber hatte ein religiöses Erweckungserlebnis, änderte sein Leben, verkauft seither Pommes etc. und verkündet das Evangelium. Früher stand in dem Imbisswagen mal eine Arche Noah mit Playmobil-Tierpaaren, heute schmücken handgeschriebene Zettel mit Botschaften wie „Gott hat das letzte Wort!!!“ den Wagen und zwischen den weißen Stehtischen, an denen Leute Pommes und Currywurst essen, sind Aufsteller mit Postern und Zitate aus dem Evangelium platziert, da steht zum Beispiel drauf: „Ohne mich könnt ihr nichts tun – JESUS“.
Verden (Aller)
28.526 Einwohner:innen,
die niedersächsische Kreisstadt liegt sehr idyllisch an der Aller, kurz vor deren Mündung in die Weser. Bekannt ist die Stadt heute vor allem durch den Pferdesport, darum trägt sie auch den Beinamen Reiterstadt.
Mir kommt das manchmal ähnlich aus der Zeit gefallen vor wie eine Videothek. Aber die Pommes sind wirklich gut. Ilka Kreutzträger
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