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Wenn der Therapeut nicht aus seiner Haut kann

Im Crivitzer Krankenhaus, auf der Chirurgischen. Zwei Tage lag die junge Frau fest im Bett. Dann stellt sich heraus, dass ihr Beckenbruch nur eine Prellung ist. Genauso schmerzhaft, aber kein Liegezwang mehr. Sofort ordert sie einen hohen Rollator, wälzt sich aus dem Bett und schlurft – unter Schmerzen – auf den Flur.

Der nächste Schritt sind Krücken, damit sie zur Raucherecke nach draußen kann. Doch die gibt es nur nach einer Schulung. Der Therapeut hilft gern. Er zeigt der Patientin auf dem Flur, wie sie die Gehhilfen richtig handhaben muss: Krücken fest anfassen, vorsetzen, erst mit dem rechten Fuß, dann den linken nachziehen, stehen. Krücke, Fuß, Fuß, stehen. Krücke …

Die Patientin hat verstanden, möchte das Ganze aber vom Start lernen. Also dreht sie sich um, schlurft zurück ins Zimmer in ihr Bett. Der Therapeut hinterher – Krücke, Fuß, Fuß, stehen. Krücke, Fuß … hochkonzentriert. Bis das kranke Volk auf dem Flur zu lachen beginnt.

Crivitz

5.000 Ein­woh­ner:innen,

typische Ackerbürgerstadt östlich von Schwerin. Die Klinik am See wird seit diesem Jahr im Verbund mit den Kranken­häusern in Ludwigslust und Hagenow betrieben.

Da richtet sich der gute Mann auf, zuckt die Schultern: „Man steckt eben tief drin in seinem Job.“ Und zu der lautesten Lacherin gewandt: „Irgendwann brauchen auch Sie einmal einen wie mich.“ Birgitt Hamm