Vatikan: Nicht für „alle“ gestorben
BERLIN | Papst Benedikt XVI. hat in einem Brief an die deutschen Bischöfe die Übersetzung eines kleinen Wortes in der katholischen Abendmahlsfeier für seine Kirche festgelegt – und so eine ökumenische und interreligiöse Zeitbombe gelegt. Das römische Schreiben legt verbindlich fest, dass bei der Eucharistie im deutschsprachigen Raum nicht mehr wie bisher gesagt werden dürfe: „mein Blut, das für euch und für alle vergossen wird“, sondern nur noch: „für viele“.
Das reformorientierte Zweite Vatikanische Konzil (1962–1965) hatte vor 60 Jahren eine Übersetzung der ursprünglich lateinisch vorgetragenen Liturgie in die Muttersprachen der Gläubigen erlaubt. In Deutschland war daraufhin das „pro multis“ in „für alle“ übersetzt worden, auch um die Offenheit der Kirche zu betonen. Vor sechs Jahren hatte die Liturgie-Kongregation des Vatikan dann bestimmt, dass nur noch „für viele“ gesagt werden sollte. Das war aber im deutschsprachigen Raum nicht überall umgesetzt worden. Mit dem neuen Schreiben will der Papst nun die Angelegenheit endgültig beschließen. Auf die Gefahr hin, viele zu verprellen. (ges)
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