berliner szenen: Husky oder Rauhaar-dackel
Wenn du ein Hund wärst, welcher wärst du?“, fragt ein junger Mann mit dicker Brille, der am Nebentisch am Späti in der Flughafenstraße sitzt. „Alter, keine Ahnung, ich kenne mich damit nicht aus“, antwortet sein Freund, der (trotz Herbstwetter) ein Hawaiihemd trägt und dabei mit seinen blonden langen Haaren wie ein Surfer aussieht. „Ok, lass uns nachgucken“, schlägt der Erste vor, und sie fangen an, auf ihren Handys herumzutippen.
Ich wollte mich an diesem Abend auf meine Sachen konzentrieren und hatte nicht vor, über jemand anderen zu schreiben. Als sie mit der Konversation anfangen, kann ich jedoch nicht vermeiden, sie zu belauwschen. Ich frage mich, ob sie es merken, aber sie scheinen mich nicht wahrzunehmen.
„Dieser hier bist du“, sagt der Brillenträger und zeigt dem Surfer sein Display. „Oh ja! Das bin ich. Krass“.
Ich würde so gerne das Foto sehen, aber ich traue mich nicht zuzugeben, dass ich das Gespräch mithöre. Deswegen versuche ich mir selbst vorzustellen, was für ein Hund die zwei wären.
Und ich? Eine Freundin sagte mir immer, ich wäre ein Siberian Husky, vielleicht wegen der hellen Farbe meiner Augen. „Wäre ich das?“, würde ich am liebsten die Jungs fragen. Das mache ich aber auch nicht.
Im Gegensatz zu mir wagt es ein anderer Mann von einem weiteren Tisch, sich einzumischen. „Ihr seid keine Hunde, sondern Ameisen“, sagt er. Ameisen seien cooler, behauptet er. „Bruder, was?“, fragt der Surfer. „Hier auf YouTube, schaut. Es geht um Königinnen und Arbeiterklasse“, meint er. Handys werden hin und her getauscht und Beweisvideos abgespielt. Alle lachen sich kaputt.
Dann kehre ich ihnen den Rücken zu und versuche, mich meinen eigenen Gedanken zuzuwenden.
Luciana Ferrando
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