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das wird„Das wird einStehkino“

Hannovers Koki zieht mit Filmen durch die Stadt

Interview Wilfried Hippen

taz: Herr Thomsen, ausgerechnet im Winter verlassen Sie das Kino im Künstlerhaus und machen eine Kinotour durch Hannover. Warum?

Johannes Thomsen: Das Koki (Kommunalkino) Hannover feiert im nächsten Jahr das 50-jährige Bestehen. Und wir wollten die Feierlichkeiten mit einer kleinen Hommage an die Anfänge beginnen. Denn die ersten Schritte des Koki waren als Reisekino.

Wieso?

Die hatten damals noch keinen eigenen Kinoraum, sind durch die verschiedenen Stadtteile gezogen und haben in verschiedenen Einrichtungen gespielt. Da dachten wir, dies wäre ein schöner Anlass, mal wieder durch die Stadt zu ziehen und vielleicht so Menschen zu erreichen, die das Koki noch nicht kennen.

Nun ist solch eine Kinotour im Winter etwas anderes als im Sommer. Wie wollen Sie zum Beispiel die leer stehende 16. Etage des Bredero-Hochhaus beheizen?

privat

Johannes Thomsen

Jahrgang 1981, leitet mit seiner Frau Wiebke seit 2023 das Kommunalkino Hannover.

Das Hochhaus kriegen wir nicht warm, denn da gibt es keine Heizung. Deshalb haben wir hundert Fleecedecken gekauft. Und wir schenken Glühwein und vielleicht noch einen alkoholfreien Punsch aus.

Wer macht denn so was …?!

Im Grunde ist es das Gleiche wie zwei Stunden auf dem Weihnachtsmarkt stehen. Denn es gibt dort auch keine Sitzgelegenheit. Das wird ein Stehkino.

Aber dafür passt der Film ideal zum Spielort, denn Sie zeigen dort den Hochhaus-Thriller „Die Hard“ mit Bruce Willis. Und auch sonst haben Sie sich viele Gedanken darüber gemacht, welchen Film Sie wo zeigen. So zeigen Sie „Cliffhanger“ in der „KletterBar“. Was ist das überhaupt?

Wanderkino: Erste Aufführung am 4. 12., „Adams Äpfel“, mit psychoanalytischer Einführung, Freizeitheim Vahrenwald, 19.30 Uhr. Weitere Termine unter www.hannover.de/Kommunales-Kino/

Das ist eine Kletterhalle. Da gibt es 16 Meter hohe Wände mit vorgefertigten Kletterrouten, bei denen man sich mit Seilen einhängen kann. Die Leute können da auch während der Vorführung rumklettern. Oder sie setzen sich auf den Boden, denn weil die Halle mit einem weichen Fallschutzboden ausgestattet ist, dürfen da keine Stühle aufgestellt werden.

Und im „Keller Drei“ gibt es eine Doppelprojektion. Was ist das denn?

Wir zeigen da gleichzeitig auf zwei gegenüberliegenden Leinwänden Michael Hanekes „Funny Games“ und das amerikanische Remake, das er selber genauso nochmal inszeniert und fast frame für frame gleich geschnitten hat. Der Keller Drei ist eine kleine Kunstgalerie, in deren kahlen Kellerraum der Film gut passt.

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