Extremwetter in Afrika: Und wieder trifft es die Ärmsten
Schwerer Regen am Horn von Afrika richtet in Somalia, Äthiopien und Kenia schwere Verwüstungen an. Insgesamt sind 2,7 Millionen Menschen betroffen.
Die schweren Regenfälle, die mit dem globalen Wetterphänomen El Niño in Zusammenhang gebracht werden, konzentrieren sich auf die Grenzregionen der drei Länder und die Täler, die Flüsse aus dem äthiopischen Hochland an die somalische Küste des Indischen Ozeans führen. Sie setzten am 8. November ein und haben zahlreiche Straßen unter Wasser gesetzt und Brücken weggespült. Mit den steigenden Pegeln und zunehmenden Zerstörungen wird auch die Nothilfe für die betroffenen Bevölkerungen immer schwieriger.
649.000 Menschen haben in Somalia wegen der Fluten ihre Häuser verlassen müssen, 371.300 in Äthiopien und 121.505 in Kenia – zusammen über 1,1 Millionen Menschen. Die Zahl der von den Fluten direkt Betroffenen wird von der UNO mit 2,74 insgesamt Millionen angegeben, 1,7 Millionen davon in Somalia.
In Somalias südlicher Region Jubaland, die an Kenia grenzt, sind Latrinen und Wasserquellen zerstört. Die Stadt Belet Huen am Shabelle-Fluss steht unter Wasser. „Viele Menschen stecken fest und unsere Teams mussten mehrere retten, die auf Bäume geklettert waren“, sagt Andi Abdullahi, lokaler Koordinator des Somalischen Roten Halbmonds (SRCS), der die Rettungsaktionen mit Booten in Belet Huen leitet.
Ins Elend getrieben
Die El-Niño-Fluten am Horn von Afrika sind die schwersten seit Jahrzehnten und folgen auf die schwerste Dürre seit 40 Jahren, die auf den Ausfall von fünf Regenzeiten hintereinander zurückzuführen war. Die Dürre hat zahlreiche Menschen ins Elend getrieben, weil Ernten ausfielen und Viehherden starben. Jetzt werden die betroffenen Menschen vom Regen überschwemmt.
Sogar in Kenias Hauptstadt Nairobi, die im zentralkenianischen Hochland in einiger Entfernung zu den Flutgebieten liegt, ertranken zwei Kinder, als Flüsse in Slumvierteln über die Ufer traten. Die für ganz Ostafrika wichtige Bahnlinie von Nairobi zum Hafen Mombasa wurde zeitweise unterbrochen.
Der Flüchtlingskomplex Dadaab für somalische Bürgerkriegsflüchtlinge im Osten Kenias, der aktuell 300.000 Menschen beherbergt, ist ebenfalls von den Fluten betroffen, da es kein sauberes Trinkwasser mehr gibt. Das Hilfswerk Ärzte ohne Grenzen warnt vor der Ausbreitung von Seuchen durch verunreinigtes Wasser und rechnet mit einer Zunahme von Unterernährung und durch Moskitos übertragene Krankheiten.
Die Katastrophe trifft diejenigen am härtesten, die sowieso schon unter Unsicherheit und Armut leiden. „Siedlungen versinken im Schmutzwasser und Lager werden weggespült“, warnt Pascal Cuttat, Leiter der Delegation des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) in Somalia. „Frauen und Kinder sind unter freiem Himmel auf sich allein gestellt.“ Weitere Regenfälle werden erwartet.
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