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Wenn abgestellte Roller wütend machen

Die Ampel springt auf Grün, ich überquere die Straße und biege in eine kleine gewundene Neuköllner Seitenstraße, in der selbst der Fußweg gepflastert ist. Vor mir läuft ein Mann, seinen Blindenstock schwingt er mit lockerer Hand nach links und rechts. Ich schaue dem Stock zu, wie er über den Boden gleitet, sehe, was er ertastet und seinen Besitzer wissen lässt.

Eine Baumscheibe lässt den Mann ein klein wenig nach links ausweichen. Dass der Boden uneben ist und stellenweise Steine fehlen, muss der Mann dank Stock spüren. Dennoch stolpert er immer mal wieder leicht. Beirren lässt er sich davon nicht.

Berlin-­Neukölln

164.800 Ein­woh­ner*innen.

Etliche in Paris nun verbotene E-Scooter rollen jetzt in Berlin herum, wo sie auch in diesem Ortsteil so beliebt sind, wie sie eben auch für Ärger sorgen.

Etwa 30 Meter geht das so die Straße entlang. Dann schwingt der Mann seinen Stock nach rechts, schreitet voran und läuft direkt in einen mitten auf dem Fußweg abgestellten E-Roller hinein. Seine Hände suchen den Lenker, packen fest zu und werfen den Roller mit einer raschen, wütenden Bewegung in Richtung Fahrbahn. „Achtung!“, rufe ich ihm zu. „Da steht noch einer!“ Ein suchender Griff zum Lenker, eine Bewegung, der zweite Roller landet scheppernd auf dem Boden. Ohne Kommentar läuft der Mann weiter. Johanna Treblin