: Hingucker mit inneren Werten
Als vegan wird auch Kleidung aus synthetischen Stoffen wie Polyester, Nylon oder Elastan bezeichnet. Doch sie ist weder ökologisch noch tierfreundlich
Von Julia Johannsen
Da liegt der weiße Tiger. Auf einem Stein in einem Dschungel, inmitten von sattgrünen Farben. Sein Körper schmiegt sich an den Stein, als wollte er dort für immer bleiben. Und er bleibt und ist unsterblich geworden – auf den Kleidungsstücken der veganen Luxusmarke Benedetti LIFE. Die Designerin Matea Benedetti hat ihre neue Kollektion, die im Januar auf den Markt kommt, dem weißen Tiger gewidmet. Sie soll daran erinnern, dass die Raubkatze vom Aussterben bedroht ist.
Modemarken erkennen zunehmend die Bedeutung von Nachhaltigkeit und Kund:innen achten darauf, dass Mode nicht nur gut aussieht, sondern auch mit Respekt für Umwelt und Tiere produziert wird. Die Organisation Vegan Society schätzt den weltweiten Markt für vegane Damenmode 2022 auf rund 41 Milliarden US-Dollar. „Ich habe auf dem europäischen Modemarkt ein wachsendes Bewusstsein und eine steigende Nachfrage für Öko-Luxusmode wahrgenommen“, sagt Benedetti, die ihr Unternehmen 2019 gegründet hat.
Vegane Mode präsentiert sich elegant, sexy und feminin. Die Stoffe fühlen sich so sinnlich und weich an wie Seide oder Kaschmir, aber sie kommen aus den Tiefen des Meeres oder einer Ananas. In ihrem Kern steckt pure Natürlichkeit, die Liebe zu den Tieren, und auch ein politisches Statement. Matea Benedetti schmückt ihre außergewöhnlichen Kleidungsstücke mit Designs von Papageien, Oktopussen und weißen Tigern. Die Message ihrer Marke: Alles, was wir tun, hat einen Grund.
Vegane Kleidung ist frei von tierischen Materialien wie Seide, Wolle, Federn, Daunen, Leder, Fell oder Pelz. Um beim Kauf sicherzugehen, dass ein Teil wirklich vegan ist, sollte man einen Blick auf das Etikett werfen. Der Hinweis: „Enthält nicht-textile Teile tierischen Ursprungs“ bedeutet, dass ein Kleidungsstück mit Lederlabels oder Knöpfen aus Horn oder Perlmutt versehen ist. Als vegan wird auch Kleidung bezeichnet, die aus synthetischen Stoffen wie Polyester, Nylon oder Elastan besteht. Doch sie ist weder ökologisch noch tierfreundlich, denn beim Waschen werden durch den Abrieb der Kunststofffasern die Gewässer verschmutzt, was auch den Tieren schadet.
Alternativ verwenden viele Produzent:innen deswegen innovative Materialien. Lederähnliche Fasern können aus Ananas, Mais, Bananen, Pilzen, Biooliven oder sogar Papier gewonnen werden. Aus Holz entstehen Tencel und Lyocell, wobei in der gesamten Produktionskette keine tierischen Materialien zum Einsatz kommen, und viele Hersteller:innen sich außerdem verpflichten, ihre Rohstoffe nur aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern zu beziehen. Aus Seetang gewinnt man Garn und aus Algenpulver werden Regenjacken gemacht. Vegane Seide aus Soja ist ein nachhaltiges Material, das ähnlich weich ist und glänzt wie konventionelle Seide.
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Für Daunenjacken sind ebenfalls Alternativen auf dem Markt. Im Bereich der Kunstfasern setzen Produzent:innen auf recycelte Füllstoffe wie „Plumtech“, ein Stoff, der auch als vegane Daune bezeichnet wird. Eine Naturfaser, die als veganer Ersatz für Daunen und Federn dient, ist die Kapokfaser. Aus der flaumigen Hohlfaser, die aus den Schoten des Kapokbaumes kommt, wird wärmeisolierende und atmungsaktive Unterwäsche hergestellt.
Vielversprechend klingen diese neuen Materialien, doch es stellt sich die Frage, wie langlebig und nachhaltig sie sind. Ananasleder zum Beispiel hält sich in der Regel nur eine Saison lang, ähnlich kurz wie ein Fast-Fashion-Produkt. Echtes Leder dagegen ist extrem beständig, langlebig und auch biologisch abbaubar. Die Erforschung pflanzenbasierter Lederalternativen entwickelt sich zum Glück stetig weiter und damit wird vegane Mode auch qualitativ hochwertiger.
Jedes Jahr zum 1. November findet der Weltvegantag statt. Er wurde 1994 zum 50. Jahrestag der Gründung der Vegan Society in England als World Vegan Day ins Leben gerufen. In Deutschland finden am Weltvegantag viele Informationsveranstaltungen und Aktionen statt, um über eine vegane Lebensweise zu informieren. Beim Weltvegantag geht es nicht alleine darum, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen und den Veganismus in Ehren zu halten. Im Vordergrund steht an diesem Tag vor allem die Aufklärungsarbeit: Menschen, die bisher noch keinen oder nur wenig Zugang zur veganen Lebensweise haben, sollen durch Informationsmaterial oder Flugblätter zum Nach- und Umdenken gebracht werden.
weltvegantag.org
Vegan oder nicht – um die Umwelt zu schützen, sich luxuriös zu kleiden und dabei noch Spaß zu haben, braucht man nicht viel. Es genügt ein Nachmittag mit Freund:innen auf dem Flohmarkt oder im Secondhandladen. Danach wird die Lust, ein neues Kleidungsstück zu kaufen (sofern sie jemals da war), verflogen sein. Denn ein einzigartiges und langlebiges Teil liegt jetzt in der Tasche.
Drei Gütesiegel garantieren, dass ein wesentlicher Beitrag zum Tierschutz geleistet wird. Das Peta-Vegan-Gütesiegel: Es steht für tierleidfreie Produkte. Jede Firma, die es bekommen will, muss einen ausführlichen Fragebogen ausfüllen und eine Zuverlässigkeitserklärung sowie einen Lizenzvertrag mit Peta abschließen. Das Veganblume-Prüfsiegel: Es wurde ursprünglich von der Vegan Society England ins Leben gerufen. Das Siegel wird ausschließlich an Firmen verliehen, die keinerlei tierische Bestandteile und Rohstoffe für, während und nach der Produktion ihrer Ware nutzen. Das IVN-Best-Logo: Es ist aktuell das sicherste Gütesiegel für Kleidung mit besonders strengen ökologischen Standards und wird vom Internationalen Verband der Naturtextilwirtschaft (IVN) vergeben. Es versiegelt für Mode, die zu 100 Prozent aus Naturfasern wie Baumwolle, Wolle und Leinen besteht und aus dem Bio-Anbau stammt, giftige Chemikalien sind für die gesamte Lieferkette verboten.
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