wortwechsel: Gefangen in der tödlichen Spirale der Vergeltung?
Tod und Entsetzen in Israel – und nun ein neuer Krieg im Gazastreifen. Mehr denn je scheint Frieden nach der großen Terrorattacke der Hamas auf israelische Zivilisten nun unvorstellbar
„Ein Gegenschlag ist fast die einzige Wahl“, taz vom 10. 10. 23
„Eine solche Tragödie!“
Die neue Dimension dieses Hamas-Angriffes ist historisch. Es sind Tausende Flugkörper auf Israel abgefeuert worden, gleichzeitig betraten bis an die Zähne bewaffnete Hamas-Terroristen das Staatsgebiet Israels vom Gazastreifen aus, um dort wahllos zu töten.
Gaza ist der Landstrich mit der größten Bevölkerungsdichte weltweit. Es ist schwer, nein, es ist nicht zu glauben, dass niemand im Gazastreifen die Aktivität der Hamas bemerkt hat, um davor zu warnen. Trotzdem gab es von dort keine Warnung, von niemandem.
Somit, bei aller latenten und konkreten Bedrohung der eigenen Leute durch Hamas für „Verrat“, ist der Schluss Israels logisch und für alle Palästinenser zwingend erwartbar gewesen, dass Gaza als Ganzes zur Rechenschaft gezogen werden wird, ungeachtet der tatsächlichen persönlichen Schuld der Menschen dort. In Konsequenz möglicherweise mit der Zerstörung aller Infrastruktur und der Vernichtung vieler Leben in Gaza. Eine solche Tragödie!
Kurt Gökçe, Wuppertal
Man kann nur hoffen, dass ihr in den nächsten Tagen genauso intensiv über die Verbrechen der israelischen Armee berichten werdet wie jetzt über die Verbrechen der Hamas. Und dann bitte überlegt, aus welchen Gründen die Menschen in Gaza so verzweifelt sind. Hans-Jürgen Reichert, Nemsdorf-Göhrendorf
Eskalation im Nahost-Konflikt: „‚Das ändert alles‘. Mit einem Terrorangriff hat die Hamas Israel überrumpelt und Geiseln genommen. Israel stellt sich auf Krieg ein, der Schaden ist kaum mehr zu beheben“, taz vom 9. 10. 23
Natürlich ändert das alles! Es war ein Pogrom im eigenen Land. Hamas-Terroristen fahren im IS-Style mit Pick-ups durch israelische Städte und ermorden Zivilisten, weil sie jüdisch sind … Nichts wird mehr so sein, wie es davor war.
Jim Hawkins auf taz.de
„Es macht mir Angst.“ Ja! Meine Gedanken sind bei all denen, die derzeit Angst haben. Meine Solidarität gilt dem jüdischen Volk. Die Nachrichten sind schlimm. Während beim Jom-Kippur-Krieg vor 50 Jahren mehrere Länder mit ihren Armeen Israel attackierten, handelt es sich nun um einen großen Terrorakt einer Terrororganisation. So furchtbar die Situation auch ist, ich hoffe, dass keine anderen Länder oder Organisationen diese Verbrechen zum Anlass nehmen, Israel anzugreifen. Philippo1000
Sie schreiben, die Hamas habe Israel „überrumpelt“. Was für eine Wortwahl. Entschuldigen Sie, aber da frage ich mich, ob es bei Ihnen nicht auch „rumpelt“. Im Zusammenhang mit dem Angriff finde ich diesen Begriff euphemistisch.
Name ist der Redaktion bekannt
Eingedenk der massiven Proteste der letzten Monate gegen die Politik Netanjahus erscheint es fast schon so, als hätte die Hamas mit diesem Terror ausgerechnet der rechtsextremen Regierung in Israel den Arsch gerettet … weil man seinen Feind braucht! Benlawers auf taz.de
„Sabotage und Vergeltung“,
taz vom 9. 10. 23
Aber, wo hat denn die gemäßigte, mit dem Staat Israel sogar auf militärischer Ebene kooperierende Fatah im Westjordanland wirklich das Sagen? Das Sagen im Westjordanland haben doch die israelische Armee und die radikalen Siedler. Ist das nicht eines der Hauptprobleme, dass selbst Kooperation von palästinensischer Seite zu weiterer Enteignung führt? Bekommt diese Palästinensische „Autonomie“behörde denn irgend etwas für diese Kooperation? Die Antwort heißt ganz klar nein, das Gegenteil ist der Fall, und dennoch wird auf internationaler Bühne stets so getan. Nun ist der Kaiser nackt! Manuela Kunkel, Stuttgart
Die Hamas-Terrorakte finden im Windschatten des Ukrainekrieges statt. Die Hamas will mit Unterstützung des Iran, des IS und der Hisbollah den erneuten Holocaust an den Juden – mit dem Ziel, den Staat Israel vollständig auszulöschen. Der Kampf gegen den internationalen Terrorismus und Islamismus erfordert insbesondere die deutsche Solidarität mit dem Staat Israel. Roland Klose, Bad Fredeburg
Man kann brutale, unnötige Gewalt verurteilen und sich dennoch im unabhängigen Journalismus dagegen wehren, westliche Standardpropaganda zu verbreiten, die sogar in Frage stellt, dass Palästinenser in einem Apartheidstaat leben – was für viele NGOs, die UN und zivile Friedensnetzwerke ein Fakt ist.
Name ist der Redaktion bekannt
„Hier leben zwei Völker“
Ich bitte unsere Regierung inständig, soweit möglich, mäßigend auf die israelische Regierung einzuwirken! „Wir sind erst am Anfang“, hat Ministerpräsident Benjamin Netanjahu gesagt und Rache geschworen: „Was wir unseren Feinden in den kommenden Tagen antun werden, wird in ihnen für Generationen nachhallen.“
Bitte denken Sie daran, dass es auch jetzt noch Menschen in Israel und Palästina gibt, die sich gemeinsam für den Frieden einsetzen: „Der heutige Tag war herzzerreißend. Keine Worte können die Familien und Freunde der getöteten Menschen angemessen trösten oder die Sorgen um das Schicksal der Vermissten und Entführten lindern. Der heutige Tag war ein Beweis dafür, dass die fortgesetzte Besatzung niemanden sicherer macht. Ganz gleich, wie viele Mauern gebaut werden, solange wir uns vom Weg des Krieges leiten lassen, werden wir weiterhin mit Blut bezahlen. Wenn wir die Richtung nicht ändern, in die wir uns bewegen, sind wir dazu verdammt, die Schrecken von heute weiter zu erleben. In diesem Land leben zwei Völker, und wenn es uns nicht gelingt, beiden ein Leben in Frieden, Freiheit und Unabhängigkeit zu ermöglichen, wird keiner von uns jemals in Frieden schlafen können.“ (9. 10. 23, Standing Together, Jüdisch-Arabische Bewegung für Frieden, Gleichheit und soziale Gerechtigkeit in Israel und Palästina) Uwe Lutz-Scholten, Diemelsee
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen