Nils Dunkel bei der Turn-WM: Zweitwichtigste Dinge

Nils Dunkel ist beglückt, weil er bei der Turn-WM im Finale am Pauschenpferd Siebter wird. Dennoch soll dieser Erfolg nur eine Zwischenstation sein.

Nils Dunkel bei einer Übung am Pauschenpferd

Entspannt in voller Spannung: Nils Dunkel am Pauschenpferd Foto: Belga/imago

ANTWERPEN taz | Nils Dunkel ist glücklich mit der Zahl Sieben. Sie bedeutet für ihn, dass weltweit nur sechs andere Menschen besser am Pauschenpferd turnen können als er. „Superhappy“, lautete sein Fazit nach dem hochklassigen WM-Finale der besten acht am Samstag. „Ich habe mir einen Traum erfüllt“, sagt er und sei, „superaufgeregt“ gewesen, weil er einfach wollte, dass es endlos losgeht, dieses Finale. Nach außen wirkte der für einen Turner große Blondschopf so ruhig und besonnen wie immer.

2014 hatte Dunkel erstmals in einem internationalen Pauschenpferdfinale gestanden, damals als Junior bei der EM. Auf die Frage, was das Wichtigste ist, das sich in den rund zehn Jahren für ihn getan hat, zögert der 26-Jährige nicht: „Meine Freundin, definitiv.“

Nicht also die Olympiateilnahme 2021 in Tokio, nicht die Bronzemedaille, die er im vergangenen Jahr bei der EM gewonnen hat, nicht die Qualifikation mit dem deutschen Team für die Spiele in Paris. „Die zweitwichtigste Sache war für mich der Wechsel von Berlin nach Halle, das hat mir neuen Schwung und neue Motivation gegeben.“ In Halle wird er von Hubert Brylok betreut, für den als Trainer nach eigener Aussage „das Menschliche“ eine entscheidende Bedeutung hat. „Es ist ganz wichtig, dass man sich nicht nur auf die Dinge in der Turnhalle konzentriert, denn es gibt ja auch noch andere Dinge im Leben außer dem Turnen“, sagt er.

Als sein Schützling am Samstag seine Übung, während der er einige Male aus dem Rhythmus gekommen war, beendet hatte, lachte Hubert Brylok herzlich. „Der Hubi ist zufrieden“, sagte Dunkel im Anschluss an seine „Kampfübung“. Der Trainer habe gelacht, „weil ich es trotzdem geschafft habe, oben zu bleiben“. Dunkel hatte sich vorgenommen, sein „Finale zu genießen“, und dazu gehörte für ihn auch, sich die anderen Turner anzuschauen: „Die turnen so schön, so elegant, so stabil.“

Mit dem Vater als Trainer

Für ihn ist der Ire Rhys McClenaghan, der in Antwerpen mit dem Weltmeistertitel auch das direkte Ticket für die Olympischen Spiele in Paris gewann, der eleganteste von allen: „Der turnt so sauber, da können die Kampfrichter einfach nichts abziehen.“ Angesichts der deutlich höheren Schwierigkeitswerte der Konkurrenz habe er auch nach einigen Favoritenstürzen „mit überhaupt nichts geliebäugelt“.

Nils Dunkel hat schon als Vierjähriger mit der Turnerei begonnen – mit dem Vater als Trainer. Sie hätten sich immer widersprochen, berichtet Dunkel: „Das war nie ganz einfach, weil wir beide Turnhalle und Familie nicht trennen konnten.“ So wechselte Dunkel noch als Kind ins Berliner Sportinternat und nach 14 Jahren im Sommer 2020 zu Hubert Brylok nach Halle. „Man widerspricht sich ja immer mal, das ist ja ganz normal“, sagt Nils über das Verhältnis zum Vater.

Der hat zuletzt ab und zu als Betreuer bei Meisterschaften ausgeholfen. Wenn der Sohn mal eine Trainingseinheit in der Heimatstadt absolviert, ist er dabei und beide lernen voneinander: „Ich lern was von ihm, was Ruhe anbelangt, und verstehe durch ihn die Trainerperspektive besser.“ Umgekehrt zeige er „Sachen aus meinem Training, die er dann manchmal für die Kleinen brauchen kann“.

Im deutschen Männerteam, das sich in Antwerpen für die Olympischen Spiele qualifiziert hat, standen neben Nils Dunkel mit Lukas Dauser und Nick Klessing zwei weitere Turner aus Halle. Dort wird es bald wieder ans Pauschenpferd gehen, die Übung soll schwieriger werden und dann muss sie eben noch „sauber“ werden. Die Zahl sieben ist nur eine Zwischenstation. Entsprechend antwortete Nils Dunkel auf die ewige „Was macht das jetzt mit dir“-Frage: „Gar nichts.“

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